betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Theater duckt sich gerade ziemlich weg vor der medialen Übermacht von Berlinale und Olympia. So schaut man zunächst ein wenig desillusioniert auf die Spielpläne der Theater, wo man sich die Bonbons offenbar aufhebt für aufmerksamkeitsstärkere Zeiten. Außer in der Volksbühne vielleicht, wo in dieser Bühnenwoche eine höchst spezielle Produktion herauskommt: das Stück des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson „Die Offenbarung des Göttlichen“. Es ist ein Stück, welches das Drama und das gesprochene Wort hinter sich lassen will, und die Erzählung einer Geschichte erst recht. Von einer „Reise in die Vergangenheit des Theaters“ ist die Rede. Und zwar ausgehend vom Roman „Weltlicht“ des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness, der zwischen den Religionen Kommunismus und Katholizismus schwankte. Das klingt also stark nach Kunstreligion! Unterlegt ist das symphonische Bildertheater mit einer Komposition von Kjartan Sveinsson, der die isländische Postrock-Band Sigur Rós mitbegründet hat und sich als Wagnerianer betrachtet. Für die Umsetzung der Komposition sind das Deutsche Filmorchester Babelsberg und der Berliner Filmchor zuständig – womit dann doch ein gewisser Zusammenhang zur Berlinale hergestellt ist (Volksbühne: „Die Offenbarung des Göttlichen“ , 19. 2., 20 Uhr).

Klingt alles fremd? Das Fremdsein ist inzwischen ein ziemlich vertrauter Zustand, könnte man allerdings sagen. Dem nimmt sich auch das Theater immer wieder gerne an, wo es oft erst mal um die Eroberung des Blickes geht, der Wirklichkeit und damit auch Fremdheit konstituiert: „Female Gaze“ („Weiblicher Blick“) ist ein Projekt überschrieben, das am 19. 2. im Ballhaus Naunynstraße herauskommt und sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung postmigrantischer Mädchen und Frauen befasst. Aber auch mit der Frage, wie diese Wahrnehmung sich von den Wahrgenommenen selber steuern lässt (Ballhaus Naunynstraße: „Female Gaze“, Performance im Rahmen der Akademie der Autodidakten, ab 19. 2., 20 Uhr).

Von Migration und den Biografien, die sie produziert, den neuen, aus unterschiedlichsten Kulturen zusammengestückelten europäischen Identitäten handelt auch die Produktion des Theaters unterm Dach „Eigentlich wollte ich nach Finnland“ von Dieter Krockauer und den unitedOffproduktions. Das Stück ist auf der Basis von Gesprächen entstanden, die Krockauer und seine Dramaturgin Graciela González de la Fuente mit Menschen führten, die schon in verschiedenen europäischen Ländern lebten (Theater unterm Dach: „ Eigentlich wollte ich nach Finnland“, ab 13. 2., 20 Uhr).