hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Wer findet, dass die Musik der Berliner Improv-Szene mit ihren nah am Geräusch gebauten Klängen allenfalls ein Minoritätenpublikum bedient, möge – sofern sie oder er sich zum davon unberührten majoritären Konzertpublikum zählt – verzeihen, dass sie an dieser Stelle öfter genannt wird. Denn zwar handelt es sich um eine Minderheit, diese zeichnet allerdings für eine der eigentümlichsten musikalischen Besonderheiten Berlins verantwortlich. Dass man damit keine großen Hallen (oder Girokonten) füllt, ist eine andere Sache. Die Protagonisten der „Echtzeitmusik“ – so die in Berlin übliche Bezeichnung – sind dafür fast täglich quer durch die Stadt zu hören, in der Regel in wechselnden Konstellationen. Wie der Schlagzeuger Burkhard Beins, der am Donnerstag im WestGermany (Skalitzer Str. 134, 21.30 Uhr) mit der australischen Trompeterin Liz Allbee an Synthesizern, weiterem elektronischem Gerät und „Licht“ zu erleben ist – auch Multiinstrumentalismus gehört zum Improv-Alltag. Sonntag trifft Beins im Z-inema (Bergstraße 2, 21.30 Uhr) auf den etwas älteren Kollegen Sven-Åke Johansson, um mit ihm in Perkussionsdialog zu treten. Und am Montag steigt Beins hinab in den Keller des Madame Claude (Lübbener Str. 19, 21.30 Uhr), wo er mit dem kanadischen Jazzbassisten Derek Shirley ein Konzert mit Live-Elektronik bestreitet.

Sven-Åke Johansson wiederum gastiert vor seiner Begegnung mit Beins am Donnerstag im ausland (Lychener Str. 60, 20.30 Uhr), diesmal gemeinsam mit dem Cellisten Tristan Honsinger und dem Kontrabassklarinettisten Chris Heenan. Der bunte Improv-Musikerreigen wird in naher Zukunft jedoch um einen Wahlberliner ärmer sein: er Italienische Performance-Künstler und Sprachkomponist Alessandro Bosetti verlässst die Stadt in Richtung Marseille. Ebenfalls im ausland (20 Uhr) gibt er am Freitag daher ein „Bye Bye Berlin“-Konzert. Er wird fehlen.

Ganz anders geht es am Samstag im Berghain zu. Dort stellt der britische Technoproduzent Perc sein zweites Album „The Power & The Glory“ vor und liefert erneut den Beweis, dass Techno-Groove und Industrial-Lärm sich als aktuelle Klangsprache im Club etablieren (Am Wriezener Bahnhof, 23.59 Uhr, 14 €).

Am Dienstag dann gibt sich der schwedische Singer-Songwriter Christian Kjellvander im Privatclub die Ehre. Im Gepäck hat er sein jüngstes Album „The Pitcher“, auf dem so ziemlich alles geboten wird, was das Herz begehrt: ein warmer, leicht gequälter Bariton, diskrete Gitarrentöne und Streicherarrangements, die einem Nick Drake alle Ehre machen (Skalitzer Str. 85/86, 19 Uhr, VVK 12 €, AK 15 €).