Niedernfelder Brücken
: Bauen für die Ewigkeit

Die Lösung, die das Gutachten zum Wasserkreuz suggeriert, basiert auf einem kurzfristigen Denken. Es versucht, dem Senat eine Brückensanierung schmackhaft zu machen, indem es von einer Bestandsdauer von 40 Jahren ausgeht. Für 80 Jahre wird ein heutiger Neubau geplant, auf 160 Jahre die Lebensdauer der Brücken aus den Jahren 1915 und 1917 geschätzt. Der Vergleich stimmt traurig.

Kommentarvon Gernot Knödler

Man möchte das Lied von der guten alten Zeit anstimmen: als die Deutschen noch wagemutig waren, dem Neuen aufgeschlossen und vom Gedanken beseelt, dass es ihre Nachfahren einmal besser haben sollten. Dass sie in einer Qualität bauten, die neidisch macht, kann als Ausdruck dessen verstanden werden.

Die handwerkliche Qualität, die im Rathaus steckt und den vielen soliden Schul, Verwaltungs und Gerichtsgebäuden dieser Zeit, ist offensichtlich. Die großzügigen Reste der oft spekulativ errichteten Wohnungen aus der damaligen Zeit, sind bei Wohnungssuchenden äußerst beliebt. Selbst die Fabrik und Lagerhallen hatten Stil. Wer würde eine dieser Wellblech-Baracken aus der heutigen Zeit in ein Loft umfunktionieren wollen?

Auch unsere Vorfahren bauten nicht immer für die Ewigkeit. Aber sie bauten weniger häufig für die Abrissbirne. Sie schufen Werte, von denen wir noch immer zehren, während die heutigen Generationen dazu tendieren, Lasten auf künftige zu verschieben. Die Sanierungslösung hat diesen Beigeschmack.