Ruf nach Ordnung

Betr.: „Radclub gegen Geisterradler“/„Fußgänger zu Blockwarten“, taz hamburg vom 1. 8. 06

Warum versuchen Sie in Ihrem Kommentar fehlerhaftes und gefährliches Verhalten von Radfahrern damit zu entschuldigen, dass manche Autofahrer sich auch gravierend falsch bewegen (bzw. parken) und damit, dass die Stadt vielfach seit Jahrzehnten zu wenig dagegen tut und auch Gefahrenstellen bestehen lässt? Falsch bleibt falsch! Das ist keine Frage der Klientel. Anzeigende Bürger dann auch noch als Blockwarte zu diffamieren, spricht sehr gegen Sie und Ihr Geschichtsbewusstsein. BERND OHDE

Anstatt eine fordernde Verkehrspolitik für Radfahrer zu machen, werden die Menschen zum Denunzieren angestiftet – da trifft der ADFC natürlich die Lebensader der echten Deutschen, die sowieso das Denunziantentum und Blockwartmentalität in die Wiege gelegt bekommen haben! (…) Wenn mir Radfahrer auf „meiner“ Seite entgegenkommen gibt es nie Probleme – und ich fahre sehr oft mit dem Rad. Viel ärgerlicher und auch gefährlicher sind die „Begegnungen“ mit Fußgängern, die mit einer Selbstverständlichkeit auf Radwegen bummeln und sich auch nicht durch Klingeln bewegen lassen zur Seite zu gehen. INGRID GANGLOFF

Wenn Sie mal kurz durchatmen, lässt sich der Ruf nach Ordnung im Straßenverkehr vielleicht doch ganz vernünftig an: angefangen bei den tollen Fahrradkurieren, die Gehwege entlangschießen, weil sie an der Kreuzung vorm Abbiegen sonst halten müssten. Über unbeleuchtete Fahrräder, die nachts mal eben in falscher Richtung auf der Fahrbahn hochrasen. Bis hin zu den Witzbolden, die auf ohnehin engen Fahrradwegen in falscher Richtung fahren und den Gegenverkehr anpöbeln. Mögen alte Leute und kleine Kinder gefälligst zur Seite hüpfen! Alles Kämpfer gegen den Faschismus? Eher rücksichtslose Arschlöcher.

Ansonsten haben sie natürlich recht: Bessere und mehr Fahrradwege wären wünschenswert. Und dass Autofahrer vorm Abbiegen blinken. Gilt ja mittlerweile auch als irgendwie spießig. FABIAN REINECKE

Die Geisterradelkampagne läuft seit über zwei Jahren und in dieser Zeit hat sich der ADFC Hamburg beileibe nicht darauf beschränkt, nach „Disziplinierung der eigenen Klientel“ zu rufen. Jedes Jahr sterben Radfahrer bei Unfällen, die durch Fahren auf der falschen Seite verursacht werden. Selbst wenn es dabei nur um einen Bruchteil der Todesfälle bei Hamburgs Radlern geht, halte ich es für äußerst fragwürdig, das als „Bagatelle“ zu bezeichnen. Soll der ADFC etwa jedes verbotene Handeln von Radfahrern wie z. B. das auch erwähnte Radeln ohne Licht gutheißen, nur weil die Stadt Hamburg eine zugegeben schwer erträgliche Politik gegenüber den Radfahrern vertritt? HEIKO SCHÜTZ, Landesvorsitzender ADFC Hamburg