Tränen für den Libanon

Die große libanesische Flagge mit dem grünen Zedernbaum in der Mitte weist den Weg zur Veranstaltung „Rettet den Libanon“ im Haus „Rote Rose“ im Hamburg-Billstedt. Die Mitglieder der „Libanesischen Migranten in Deutschland e.V.“ bleiben mehr oder weniger unter sich. Die Worte des Vorsitzenden Bilal Adra richten sich also an Menschen, die längst die Dimension des Leidens aus erster Hand erfahren haben. Von ihren Verwandten, Nachbarn, Freunden.

Dennoch bekommen sie die Geschichte dieses „schönsten Landes auf Erden“ noch einmal in allen Details vor Augen geführt. „Seit 40 Jahren kennt diese einst so reiche Metropole des Nahen Ostens keinen Frieden mehr. Das Land wurde zerstört, wir haben es wieder aufgebaut, eine weitere Zerstörung folgte und wir haben es wieder aufgebaut“, beklagt sich der Mitgründer des Vereins, Ali Baltaji. Eine Spur von Resignation schwingt in seiner Stimme mit, doch „auch dieses Mal kriegen wir das wieder hin, aber es wird Jahre dauern“.

Warum? Neid müsse es sein, da sind sich die Referenten einig. Israel könne es einfach nicht ertragen, dass sich der Libanon irgendwann zum Konkurrenten des jüdischen Staates entwickeln könnte. Daher sei man sich auch sicher, dass die Aggression von langer Hand geplant sei. Kein Wort von der Hisbollah, kein Wort von den Katjuscha-Raketen.

Auf dem Podium sitzt noch eine kleine, zierliche Frau. Ihr Name ist Nadine Renz und sie war kürzlich selbst im Südlibanon. Auch Sie erzählt von Leid, Tod und den Qualen der Libanesen; davon, wie sie Dörfer besucht hatte und durchs Land gefahren war, doch irgendwann stockt ihre Stimme und sie beginnt zu weinen. Sie sagt, sie weine über ihr Land und sei verzweifelt darüber, dass sie nicht helfen könne. Viele Ältere weinen jetzt, bei den Jüngeren blickt man in versteinerte Minen.

Zu einer Trauerfeier, in der das Land zu Grabe getragen wird, gerät der Abend, als mit orientalischer Musik unterlegte Dias gezeigt werden von eingestürzten Häusern, blutenden Kindern und brennenden Städten.

Stille im Saal. So lange bis Bilal Adra inständig zum Spenden aufruft. „Ich tue das hier nur für Geld“, sagt er, „denn der Libanon braucht Geld, und er braucht viel Hilfe.“ Kurt Stukenberg