WAS MACHT EIGENTLICH ...… der Schnegel?
: Beim Sex schwer schuften

Neulich im Schrebergarten: Es ist schon Nacht. An der Wand des Schuppens spielt sich das Sexdrama der Schnegel ab.

Schnegel sind Nacktschnecken. Nicht die rote Spezies, die sich als „spanische Wegschnecke“ ekelerregend und gefräßig über den Salat hermacht und mit einer schwindelerregender Rasanz vermehrt. Nein, Schnegel sind schöner, nützlicher und in ihrem Bestand schon so dezimiert, dass man sich Sorgen machen muss. Der gestreifte Tigerschnegel, von dem diese Paarungsgeschichte handelt, war „Weichtier des Jahres 2005“.

Zwei Exemplare dieser zirka fünfzehn Zentimeter langen Spezies haben sich an einem klebrigen Schleimfaden im Schuppen aufgehängt und drehen sich frei schwingend umeinander, als wollten sie aus ihren behäbigen Leibern eine Kordel machen. Immer schneller und schneller, sich umschlingend, umwindend.

Plötzlich der Schock: Die häuten sich! So zumindest scheint es auf den ersten Blick. Es ist aber keine Häutung. Aus jedem der beiden Zwitterwesen wächst etwas wie ein durchsichtiger, zwei Zentimeter langer Penis heraus. Sich drehend, suchen die Organe den Kontakt. Einmal gefunden, umschlingen auch sie einander, um sich schließlich mit den Spitzen zu berühren. Dort findet vermutlich – ein Vergrößerungsglas ist so schnell nicht aufzutreiben – ein Austausch von Sekreten statt. Das Prozedere wirkt gewalttätig und anstrengend. Beim Verlassen des Schuppens dauert es noch an. Am nächsten Morgen ist, außer dem Klebeschleim, nichts mehr zu sehen. WS

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