„Es gibt keine Garantie“

Seit der vor der Tour de France suspendierte Jan Ullrich unter Verdacht steht, versucht Christian Frommert, Pressesprecher des Radsportteams T-Mobile, sich als Antidopingkämpfer zu profilieren

INTERVIEW DOMINIK SCHOTTNER

taz: Herr Frommert, ist der Profiradsport am Ende?

Christian Frommert: Nein, sonst würde es keinen Sinn machen, für ihn zu kämpfen. Wenn der Radsport am Ende wäre, müsste man auch fragen, ob der komplette Sport am Ende ist. Ich denke, wir sind uns einig, dass das nicht so ist.

Heute trifft sich der runde Tisch des Radsports zum zweiten Mal. Was erwarten Sie?

Beim ersten runden Tisch haben wir innerhalb von drei Stunden sehr klare Forderungen formuliert. Das hat mich sehr beeindruckt. Beim Nachfolgetreffen werden wir noch konkreter sagen können, welche dieser Aktionen wie zeitnah und konkret umgesetzt werden können.

Was kann der runde Tisch bewirken?

Vieles. Immerhin sitzt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) mit am Tisch und sagt: „Bestimmte Kriterien setzen wir voraus, damit wir Fahrer überhaupt für Veranstaltungen melden.“ Es sind Sponsoren dabei, die Team-Manager, Veranstalter. Höher geht es nicht. Es war von Anfang an wichtig, mit Zielvorgaben zu arbeiten. Ergebnislos geredet wurde in den vergangenen Jahren schon genug.

Haben Sie schon mit ausländischen Teams über ihre Vorhaben gesprochen?

Ja, durchaus. Wir in Deutschland wollen nicht auf andere mit dem Finger zeigen. Der Radsport ist nicht nur in anderen Ländern ein Problem ist, sondern auch bei uns. Das zeigt der Fall Jan Ullrich. Der Druck, der aus Deutschland heraus aufgebaut wird, beeindruckt andere, und ich möchte erstmal sehen, wer sich diesem Druck widersetzen kann.

Was halten Sie von einem Antidopinggesetz?

Wir sind ein Mobilfunkkonzern. Wir können deshalb nur Forderungen stellen und unseren Teil dazu beitragen, dass der Radsport wieder glaubwürdig wird. Mit welchen Schritten das gelingt, ob die gesetzliche Grundlage ausreichend ist, damit muss sich die Politik beschäftigen. Wir können nur feststellen, dass man in anderen Ländern gute Erfahrungen gemacht hat.

Und T-Mobile wird mit gutem Beispiel vorangehen?

Das ist ja der Anfang von allem. Wir können nicht extern etwas verlangen, was wir intern nicht praktizieren.

Hatten Sie eigentlich auch nur eine Ahnung von den Verfehlungen Jan Ullrichs?

Jan Ullrich wurde meines Wissens dieses Jahr 11-mal auf Doping getestet. 11-mal negativ! Es drängt sich der Verdacht auf: eine trügerische Sicherheit. Aber was soll der Sponsor machen? Wenn man die Dokumente über Herrn Fuentes und Konsorten durchliest, wird ihnen teilweise schlecht. Welcher Aufwand da betrieben wurde, um zu manipulieren und es dann zu verschleiern! Wie sollen wir etwas mitbekommen, was nur durch akribische kriminaltechnische Arbeit aufgedeckt werden kann?

Lohnt es sich, jetzt auf einmal dagegen anzugehen?

Für den Sport als wichtiger Teil der Gesellschaft zu kämpfen, lohnt auf jeden Fall. Ein effektiver Kampf wurde jahrelang versäumt. Deswegen brauchen wir klare, härtere Regeln, andere Strukturen und neue Ideen.

Und doch können Sie nur hinterherhecheln.

Ganz so negativ sehe ich es nicht. Wer kriminelle Energie in sich trägt, wird immer versuchen, seinen Verfolgern einen Schritt voraus zu sein. Leider bisher oft mit Erfolg. Deswegen müssen wir diesen Netzwerken Netzwerke gegenüberstellen, die wirkungsvoll im Kampf gegen Doping sind. Eine hundertprozentige Garantie gibt es aber nicht.

Sind Sie sich denn sicher, dass alle derzeitigen T-Mobile-Fahrer sauber sind?

Nach bestem Wissen und Gewissen: ja. Eine hundertprozentige Garantie, ich sage es nochmal, gibt es für nichts.