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Horst Fascher, MusikpromoterDer die Beatles brachte

Horst Fascher, 74

■ ist ausgebildeter Schiffszimmermann und lebt mit seiner Freundin in der Nähe des Hamburger Michel. Foto: dpa

Es ist das 50. Jubiläum der Beatles in Hamburg – und Horst Fascher weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Seit April sei sein Terminkalender voll, sagt er. Interviews, Fototermine, die Fernsehteams schickten ihn jetzt täglich über die Reeperbahn. „Am liebsten wäre ich heute liegen geblieben“, sagt er. Dann ist er doch aufgestanden, der Mann, der sich selbst als „The Guy, who brought the Beatles“ bezeichnet. Fascher spricht halb Platt, halb Englisch.

Das mit den Beatles stimmt so halb. Mit ihrem ersten Hamburger Auftritt im Kiez-Club Indra hatte Fascher nicht viel zu tun. Aber schon ein Jahr später, 1961, holte er die damals fünfköpfige Band in den St. Pauli-Club „Top Ten“, wiederum ein Jahr später zog der gebürtige Hamburger mit einem Freund den „Star Club“ auf, der für die Beatles den Beginn ihrer Weltkarriere markieren sollte. Auch Bill Haley, Ray Charles und Jerry Lee Lewis traten dort auf, Tony Sheridan managte er sogar. 1969 lief es nicht mehr so gut, der „Star Club“ musste schließen.

Fascher wird nicht müde, die immer gleichen Anekdoten zu erzählen, von damals, aus den 60er Jahren: Wie seine Mutter den Beatles die Unterhosen wusch und ihnen Eintopf kochte, wie er nachts mit den Liverpooler Jungs über die Reeperbahn zog, um Mädchen aufzureißen und zu trinken. Auch heute noch sei sein Leben voller Rock ’n’ Roll, sagt der 74-Jährige, nur ohne Alkohol.

Eine einzige große Party war es trotzdem nicht. „Diese Branche ist nun mal voll Höhen und Tiefen“, sagt er. Immer wieder sei er durch „muddy water“ gegangen. Zum Beispiel nach dieser einen Schlägerei mit dem Matrosen auf St. Pauli. Körperverletzung mit Todesfolge, urteilte das Gericht. Neun Monate Knast, das hätte er nicht durchgehalten, sagt Horst Fascher. Er rief den Manager von Bill Haley an, der für die Unterhaltung der amerikanischen Armee in Vietnam sorgte. Er durfte hin, wurde für zwei Monate engagiert – und blieb zweieinhalb Jahre.

Heute promotet er keine Bands mehr, er promotet sich selbst. Fascher hat zwei Bücher voll mit Erinnerungen herausgebracht, er geht auf Lese-Touren, auf denen er Dias zeigen kann. Ein Leben in Rock ’n’ Roll, das langsam Patina ansetzt? „Nein“, sagt er. „Ich bin halt verrückt. Ruhen will ich aber noch lange nicht.“ EMILIA SMECHOWSKI

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