KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER BOTANIKA
: Es bewegt sich was

Ein Versprecher erlaubt keine Rückschlüsse auf die persönliche Kompetenz: Auch der Botanika-Biologe, der die Terrarien des „grünen Science-Centers“ präsentiert hat, wird Amphibien, Spinnentiere und Insekten nicht für Reptilien halten. Und: gut dass sie da sind! Dass er sie – lax – so nennt, entwertet sie nicht. Sein Lapsus hat trotzdem Bedeutung. Weil er auf den Geist des Hauses hinweist.

Oder, genauer, weil er ans ausgeprägte botanische Fachidiotentum erinnert, das dort bislang herrschte. Das gehörte – bei aller Liebe zu Rhododendren und Azaleen – zu den Konstruktionsfehlern der Einrichtung. Denn ja: Hier konnte, wer mochte, checken, ob er in Sachen Photosynthese noch fähig wäre, eine Abi-Klausur zu bestehen. Und wer sich gerne mit fundiertem Faktenwissen vollpumpt, konnte sich sogar dazu in die Lage versetzen. Und – spielerischer Höhepunkt – Quiz-Fragen beantworten. Nur nicht die, warum die Touristenströme ausblieben.

Die werden die Herrgottstierchen zwar auch nicht herbeilocken. Aber ihr Einzug in die Botanika besagt, dass die sich von ihrem puristisch-kognitiven Ansatz entfernt und einer ganzheitlicheren Naturbetrachtung samt ihren sinnlichen Freuden annähert. Nur einen Schritt. Aber immerhin: Es bewegt sich was! Egal ob Skorpion, Lurch oder auch Schlange – das freut die Kinder sehr.