Der andere Laumann

Rot-Weiß Ahlen zelebriert zum Drittligastart ein 3:0 in Düsseldorf. Trainer Dietz schweigt zu seinen Saisonzielen

DÜSSELDORF taz ■ Das Münsterland hat einen neuen Star: Josef Laumann. Es lief die 56. Spielminute in der Düsseldorfer LTU-Arena, als der Namensvetter des NRW-Sozialministers Karl-Josef Laumann (CDU) seinen großen Auftritt hatte. Erst hämmerte Laumann einen platzierten Distanztreffer in den linken Torwinkel der Gastgeber, dann bejubelte er mit weit aufgerissenen Augen das vorentscheidende 2:0 für Rot-Weiß Ahlen. Der frisch aus der 2. Bundesliga abgestiegene Club präsentierte sich beim Aufstiegsanwärter aus der Landeshauptstadt personell erneuert und gut vorbereitet auf die Fußballregionalliga Nord.

3:0 hieß es am Ende für Ahlen – durch ein weiteres Tor von Josef Laumann. Die mitgereisten rund 150 Fans aus dem Münsterland sangen „Spitzenreiter! Spitzenreiter!“ und freuten sich über die Tabellenführung zum Saisonstart. Mehr als 12.000 Anhänger der heimischen Fortuna verließen dagegen deprimiert die Arena. Zu hilflos hatte die wieder einmal mit großen Erwartungen in eine Spielzeit gestartete Düsseldorfer Elf gegen den neu formierten Ex-Zweitligisten gespielt. Ahlen war 90 Minuten lang cleverer in der Defensive sowie tatkräftiger und zupackender im Angriffsspiel als die Düsseldorfer Altstarauswahl um den Ex-Glasgow-Rangers-Star Jörg „Ali“ Albertz.

Wie schon in der Vorsaison patzte Düsseldorf wieder einmal bei der Heimpremiere – seit mehr als einem Jahrzehnt wartet der Traditionsverein vom Rhein nun auf einen Auftaktsieg. Ähnlich wie vor einem Jahr hat es Fortunatrainer Uwe Weidemann in der Vorbereitungsphase offenbar nicht geschafft, seine Elf optimal auf den Saisonstart vorzubereiten. Die Neuzugänge Claus Costa (von den Amateuren des VfL Bochum) und Jens Langeneke (vorher Ahlen) waren redlich bemüht, fremdelten aber im Düsseldorfer Defensivverbund. In der ersten halben Stunde agierte die Fortuna noch druckvoller und torgefährlicher, mit zunehmender Spieldauer wirkte die Heimmannschaft jedoch immer müder und ausgelaugter. In der zweiten Halbzeit spielte die Fortuna wie ein Abstiegskandidat. Angeblich wird vereinsintern bereits heftig über Trainer Weidemann diskutiert. Sollte Düsseldorf morgen in Osnabrück verlieren, wäre der Fehlstart jedenfalls perfekt.

Ein neuer münsterländischer Stil scheint sich dagegen an der Werse unter der Leitung des neuen Trainers Bernard Dietz herauszubilden. Als der frühere MSV-Duisburg-Held vor einigen Wochen die sportliche Führung in Ahlen übernahm, hatte der Club gerade alles verloren, was jahrelang als wichtig und heilig galt bei den Westfalen. Der Zweitligastatus war futsch, der Hauptsponsor und Macher Helmut Spikker kündigte seinen Rückzug an und der Vereinsname LR hatte sich auch erübrigt. In Anlehnung an Spikkers Kosmetikfirma „LR – Lady Racine“ war Ahlen seit den 90ern unter dem Vereinsnamen „LR – Leichtathletik Rasensport“ angetreten. Kurz nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga nahm der Club wieder seinen alten Namen Rot-Weiß an.

„Wir müssen hier mit jungen Leuten aus der Region neu aufbauen“, sagt Ahlens Trainer Dietz. Neun Spieler im Regionalligakader kommen aus Ahlen und Umgebung. Doch in der sportlich anspruchsvollen Drittliga hätte der Club als reiner Talentschuppen wohl keine Chance. Darum kicken auch erfahrene Profis wie Lars Toborg (vorher Oberhausen) oder Daniel Thioune (früher Osnabrück) für Ahlen.

Auf konkrete Saisonziele des Auftaktsiegers will sich Trainer Dietz vorläufig noch nicht festlegen. „Ich warte erst einmal die englische Woche ab“, sagt er. Erst spielen die Ahlener im heimischen Wersestadion gegen Erfurt, am kommenden Wochenende steht dann die nächste Auswärtsfahrt an. Als strategisches Ziel gilt für die fußballerische „Mittelstadt Ahlen“ (Dietz) die Qualifikation für die geplante 3. Bundesliga. Wenn am Saisonende der Wiederaufstieg in die 2. Liga gelingen würde, hätte aber wohl auch der Europameister von 1980 nichts dagegen.

MARTIN TEIGELER