Betr.: kinotaz nord

A

Das A-Team - Der Film USA 2010, R: Joe Carnahan, D:Bradley Cooper, Liam Neeson

„„Das A-Team“ besteht aus vier Hasardeuren einer militärischen Spezialeinheit, die Verbrecher jagen und dabei ihrerseits von der Polizei verfolgt werden. Eigentlich wähnte man die Truppe seit der Absetzung der gleichnamigen Fernsehserie im Jahr 1987 im verdienten Ruhestand. Ihre Reinkarnation im Kino verdankt das A-Team dem Regisseur Joe Carnahan (“Narc“), der mit einem neunstelligen Budget einen so großen Radau veranstaltet, dass die Darsteller ihre wenigen Dialogzeilen brüllen müssen, um den Lärm der Explosionen zu übertönen. Auch der ironische Gestus der Serie geht im Krach unter. Dass „Schindlers Liste“-Star Liam Neeson als Hauptdarsteller durch die Kulissen irrlichtert, verleiht dem Film eine unfreiwillige Tragik.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver

„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) HH

B

Babys Frankreich 2009, R: Thomas Balmès

„“Babys“ dokumentiert das erste Lebensjahr von vier Neugeborenen in Namibia, der Mongolei, den USA und Japan. Der Franzose Thomas Balmès präsentiert seinen Zuschauern ein Quartett der Niedlichkeiten, nur darauf angelegt, das Herz zu erwärmen. Kein Unglück geschieht den Kleinen, keinen Kratzer ziehen sie sich zu. Wenn die Mutter die Milch versehentlich neben den Mund spritzt, ist das schon die schlimmste aller Katastrophen. Mehr und mehr schlägt sich der Film auf die Seite der Naturvölker, wo die Kinder im Staub spielen und Wasser aus Flüssen trinken. Während in den USA der ängstliche Vater seiner Tochter panisch hinterherrennt, weil sie vom Dreirad zu kippen droht, spielt der Mongolenjunge Bayar allein inmitten einer Rinderherde, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wird. Entfremdet wirkt die Kindererziehung im Westen plötzlich, jeder Natürlichkeit beraubt. Doch man kann es auch zynisch nennen, wenn dieser Film ausgerechnet in Bildern vom afrikanischen Kontinent ein Inbild glücklicher Kindheit beschwört.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, HL, KI, OS

Before Sunrise USA 1994, R: Richard Linklater, D: Ethan Hawke, Julie Delphy

Ein amerikanischer Interrailer überredet im Zug eine Französin dazu, mit ihm in Wien auszusteigen, und dann verbringen sie in dieser Stadt eine Nacht. Mehr passiert nicht in diesem ganz leisen und unspektakulären Film, aber Regisseur Richard Linklater vermag es so gut, Stimmungen zu schaffen, und die Gespräche absolut natürlich klingen zu lassen, daß wir bald ohne jede Distanz mit den beiden durch den Prater schlendern. (hip) HH

Before Sunset USA 2004, R: Richard Linklater, D: Ethan Hawke, Julie Delphy

“Before Sunrise“ war einer der romantischsten Filme der 90er Jahre, so etwas wie das „Casablanca“ der Generation Golf. Der neue Film flaniert nun genauso charmant und entspannt wie sein Vorgänger mit dem Amerikaner Jesse und der Französin Céline durch eine sommerliche Metropole. Eine gute Stunde dauert ihr Treffen, 80 Minuten ist der Film lang, und so wird er zu einem ununterbrochenen Spaziergang mit kleinen Pausen in Pariser Cafes, am Seineufer und in Célines Wohnung. Dabei reden die beiden fast pausenlos miteinander, und weil Céline/Julie eine ziemliche Schnattertante ist und Jesse/Ethan manchmal leicht penetrant den coolen Kosmopoliten mimt, könnten die beiden dem einen oder anderen Zuschauer ein wenig auf die Nerven gehen. Aber das war ja bei „Sunrise“ auch nicht anders, man muss sich halt im Laufe des Films ein wenig mit verlieben, und dazu verführt uns Linklater mit seinem genauen Ohr für die Zwischentöne, seinem guten Blick für das idyllische Paris abseits der Postkartenaussichten und seiner immer leicht ironisch gebrochenen Romantik. (hip) HH

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) GÖ, H, HH

Bildnis einer Unbekannten Deutschland 1954, R: Helmut Käutner, D: O.W. Fischer, Ruth Leuwerik

„Durch ein ohne ihr Wissen entstandenes Akt-Porträt kommt eine Diplomatenfrau in Verruf; sie opfert sich für die Karriere ihres Mannes, indem sie ihn verläßt, und findet in dem Maler des Bildes später den richtigen Partner. Zähe, lebensferne Kinoromanze - einer von Käutners schwächsten Filmen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Bird USA 1987 R: Clint Eastwood, D: Forest Whitaker, Diane Venora

„Szenen aus dem Leben des Jazz-Saxophonisten Charlie ,Bird‘ Parker 1920-1955, der als musikalischer Erneuerer und schöpferisches Genie des Bebop schon zu Lebzeiten zur Legende wurde, dessen Leben jedoch in gleichem Maße von Drogen- und Alkoholabhängigkeit sowie von Selbstzweifeln und persönlichen Rückschlägen geprägt wurde. Trotz aller exakt recherchierter Fakten keine reine Künstlerbiografie, sondern eine mit konsequenten Stilmitteln gestaltete assoziative Annäherung an Leben und Mythos Parkers; geprägt von Respekt und Zuneigung für den Menschen und seine Musik, die in brillanter Tonqualität als Schlüssel zum Verständnis geboten wird.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Breath Made Visible: Anna Halprin Schweiz/USA 2009, R: Ruedi Gerber

„Porträt der knapp 90-jährigen Tanzkünstlerin Anna Halprin, das mit viel Archivmaterial die bewegte Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Künstlerin sicht- und nachvollziehbar macht. So sorgte Halprin in den 1970er-Jahren mit politischen Performances für Furore und prägte den modernen Ausdruckstanz entscheidend mit. Allerdings verharrt der Dokumentarfilm weitgehend bei den (Selbst-) Inszenierungen Halprins; eine distanzierte Betrachtung oder gar Hinterfragung ihres Schaffens findet kaum statt.“ (filmdienst) HH

Briefe an Julia USA 2010, R: Gary Winick, D: Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave

„Es war einmal vor langer Zeit, da schrieb der Dichter William Shakespeare ein Drama, das die Herzen der Menschen bis heute bewegt - und das rund 400 Jahre später zum Auslöser für eine kuriose Institution wurde: In Verona, der Heimat von „Romeo und Julia“, beantwortet der „Club di Giulietta“ seit Jahrzehnten die Briefe von unglücklich Verliebten. Ein Phänomen, das Elvis Costello vor 17 Jahren zu seinem Album „The Juliet Letters“ (1993) inspirierte und nun den Grundstein für die Hollywood-Romanze „Briefe an Julia“ legte. Regisseur Gary Winick (“30 über Nacht“) lässt Märchen wahr werden und Mädchenträume in Erfüllung gehen. „Briefe an Julia“ ist nicht nur hemmungslos romantisch, sondern auf geradezu aufreizende Art kitschig und sentimental. Die Klischees werden so lustvoll und ungebrochen zelebriert, dass man sich dem naiven Charme dieser zuckersüßen Liebelei kaum entziehen kann.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

C

Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr USA 2010, R: Brad Peyton, D: Chris O‘Donnell, Jack McBrayer

„Das ist nicht normal. Und doch hat man sich inzwischen fast daran gewöhnt, dass die Tiere auf der Leinwand sprechen können. Echte Tiere, echte Stimmen, zum Teil jedenfalls. Das ist halbwegs erträglich, wenn die Manipulation so perfekt ausfällt wie zuletzt in „Marmaduke“. In „Cats & Dogs 2“ allerdings sind die Unterschiede zwischen realen Tieren, animatronischen Puppen und Computeranimationen so offensichtlich, dass einem der Spaß schnell vergeht. Brad Peytons Regiedebüt ist eine tierische Parodie auf die Verschwörungsszenarien der 007-Abenteuer, doch auch aus mehreren anderen Filmen wird fleißig zitiert. All diese Filmzitate nimmt man eher ungerührt zur Kenntnis, denn mit Ausnahme des übermotivierten Schäferhundes Diggs gelingt es keinem der Vierbeiner, eine emotionale Bindung zum Zuschauer aufzubauen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Crazy Heart USA 2009, R: Scott Cooper, D: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal

„Seine besten Zeiten hat Bad Blake (Jeff Bridges) längst hinter sich; der alkoholsüchtige Country-Sänger schlägt sich mit Gigs in schäbigen Etablissements durchs Leben und reist dabei quer durch die USA. Als er sich in eine wesentlich jüngere alleinerziehende Mutter (Maggie Gyllenhaal) verliebt, dämmert ihm allmählich, dass er seinem Leben eine neue Richtung geben muss. Die Geschichte von der Läuterung eines abgehalfterten Losers gleitet dank eines wunderbar lakonischen Humors, herausragender Darsteller und mitreißender Musik nicht ins plakativ Moralische ab, sondern rundet sich zur gelungenen Tragikomödie.“ (Rheinischer Merkur) HH, LG

D

Der Die Das Deutschland 2008, R: Sophie Narr

„Dokumentarfilm über die Schüler einer Grundschule in einem Berliner Problemviertel. In suggestiven, geduldig registrierenden Bildern lässt sich die Kamera respektvoll auf die Lebenswelt der Kinder ein, die in Gesprächen ein Gespür dafür vermitteln, welcher Druck auf ihnen lastet. Ohne wertenden Kommentar oder den Anspruch einer umfassenden Analyse ergibt sich dabei das sensible Porträt eines gesellschaftlichen Problems, das mit dem Schlagwort PISA nur unzureichend erfasst ist.“ (Lexikon des internationalen Films ) H

Distanz Deutschland 2009, R: Thomas Sieben, D: Ken Duken, Franziska Weisz

„Was empfindet ein Mensch, der nachts Steine von einer Autobahnbrücke wirft und so den Tod von zwei Menschen verursacht? Was bringt ihn dazu, mit einem gestohlenen Jagdgewehr einen ahnungslosen Jogger aus dem Hinterhalt zu erschießen? Und was passiert, wenn sich dieser Mensch zu einer Frau hingezogen fühlt, die seine Gefühle erwidert? Regiedebütant Thomas Sieben zeichnet das Porträt eines emotional gestörten Gewalttäters, der scheinbar sinnlos tötet. Mit bemerkenswerter Kompromisslosigkeit verzichtet er auf psychologische Erklärungen. Seine genau beobachtete Charakterstudie zeigt einen Täter ohne Reue und ohne Motiv. Dass die Frage nach den Ursachen offen bleibt - ganz einfach, weil es keine befriedigenden Antworten gibt -, verleiht seinem Film eine verstörende Kraft, die lange nachhallt.“ (Cinema) HH

E

Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau Großbritannien 2008, R: Stephan Elliott, D: Jessica Biel, Colin Firth

„Easy Virtue“ präsentiert die schöne Schauspielerin Jessica Biel als tollkühne, Autorennen fahrende junge Amerikanerin unter landadeligen Snobs im England der zwanziger Jahre. Die junge Heldin wird von einer bösen Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) angegiftet und von einem malerisch verkommenen Schwiegervater (Colin Firth) angeschmachtet. Die Komödienstory von Noël Coward war im Jahr 1928 die Vorlage für einen Film von Alfred Hitchcock, der Regisseur Stephan Elliott (“Priscilla“) macht daraus einen leicht verzopften, aber amüsanten Kostümfilm, in dem außer einem kleinen Schoßhund alle ihren Spaß haben.“ (Der Spiegel) FL, H

Eclipse: Biss zum Abendrot USA 2010, R: David Slade, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson

„Bella liebt den schönen Vampir Eduard - aber auch ein bisschen den Werwolf Jacob mit dem Waschbrettbauch. Im dritten Teil der „Twilight-Saga“, nach den Romanen von Stephenie Meyer, gehen die Kämpfe zwischen guten Vampiren, bösen Vampiren und Werwölfen weiter - und ebenso diejenigen in den Herzen von romantischen Teenagern. Viel Dämmerlicht und noch mehr unerfülltes Begehren.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

8. Wonderland Frankreich 2008, R: Nicolas Alberny, Jean Mach, D: Matthew Géczy, Robert William Bradford

„Ein Gruppe politischer Aktivisten hat im Internet einen virtuellen Staat gegründet, der sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen kapitalistische Ungerechtigkeiten wendet. Als die Netz-Guerilla weltweit immer mehr Zulauf erhält, werden die Geheimdienste auf das Phänomen aufmerksam. Der als eine Art utopisches Manifest der Web-2.0-Generation gedachte Paranoia-Thriller ist ein mit einfachen Mitteln gedrehter Low-Budget-Film, der kaum über Spielszenen verfügt, mit seiner Chatroom-Ästhetik der sprechenden Köpfe recht zäh aufbereitet und zu sehr von seiner eigenen Bedeutung überzeugt ist. Als Verständigung der Netzgemeinschaft über Risiken und Chancen des Internets ist er jedoch nicht ohne Reiz.“ (filmdienst) BS, HH

Eine Karte der Klänge von Tokio Spanien 2009, R: Isabel Coixet, D: Rinko Kikuchi, Sergi Lopez

„Geschichte über einsame Großstädter in Tokio: Ein Vater (Takeo Nakahara) macht für den Selbstmord seiner Tochter deren Geliebten (Sergi López) verantwortlich und hetzt ihm eine Auftragskillerin (Rinko Kikuchi) auf den Hals. Die aber verliebt sich in ihr Opfer und macht zudem die Bekanntschaft eines alten Toningenieurs, der Klänge der japanischen Metropole sammelt. Der Film taucht in eine urbane und exotische Zeichenwelt ein. Trotz bewegender Momente gleitet er leider immer wieder in Klischees ab und wird aufgrund der wenig konturierten Figuren zu keiner stimmigen Erzählung verdichtet.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Die Eleganz der Madame Michel Frankreich/Italien 2009, R: Mona Achache, D: Josiane Balasko, Garance Le Guillermic

„Die verschlossene Concièrge eines Pariser Mietshauses pflegt heimlich eine empfindsame Neigung zur Literatur. Die Bekanntschaft mit einem japanischen Witwer und einem Mädchen führt zur allmählichen Annäherung dreier Außenseiter. Darüber verwandelt sich der Film vom entschleunigten Drama der Isolation zur sympathischen Komödie menschlicher Unzulänglichkeiten. Subtil-humorvoll erzählt, mit hintergründigen Dialogen und guten Schauspielern, überzeugt das zart-vergnügliche Kinodebüt durch seinen von Toleranz und Mitgefühl geprägten Blick auf einen menschlichen Mikrokosmos.“ (filmdienst) GÖ, H, HH

Die Eroberung der inneren Freiheit Deutschland 2009, R: Silvia Kaiser, Aleksandra Kumorek „Wie werden Verbrecher zu besseren Menschen? Die überraschende Antwort: Nichts hilft besser als Philosophie. Nur in einem wachen Geist kann offenbar ein guter Mensch stecken. Silvia Kaiser und Aleksandra Kumorek erzählen von einem weltweit einmaligen Projekt an der Vollzugsanstalt Berlin-Tegel: Ausgebildete Philosophen führen dort mit Schwerverbrechern „Sokratische Gespräche“ - mit erstaunlichem Erfolg. Zum Denken ermuntert, diskutieren die Häftlinge Werte, persönliche Erfahrungen und die Möglichkeit, sich zu verändern. Das ist tatsächlich großartig: Man sieht Menschen beim Denken und Erkennen zu, mit viel Witz und Verstand - und dies ist nie abstrakt, sondern sehr konkret und praktisch. Was der Zuschauer hier vor allem erfährt, ist die Macht des Denkens.“ (Frankrfuter Allgemeine) H

F

Der fantastische Mr. Fox USA 2009, R: Wes Anderson

„Wes Anderson übersiedelt sein Themenuniversum in den Puppenfilm und erzählt frei nach Roald Dahl von hochkultivierten, fuchteufelswilden Tieren in der englischen Provinz, die drei sadistische Großbauern gegen sich aufbringen. Ein handgemachter, hochkonzentrierter Stop-Motion-Animationsfilm (durchaus für Erwachsene) mit stilvoller 70ies-Soundcollage und einem Helden (im Original gesprochen von George Clooney), der mit kühlem Kopf die irrwitzigsten Pläne ausheckt.“ (tip) BHV, HH

Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko

„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HH

Freche Mädchen 2 Deutschland 2009, R: Ute Wieland, D: Emilia Schüle, Selina Shirin Müller

„Drei befreundete Schülerinnen nehmen über Ostern an einer Chor-Freizeit auf einer einsamen bayerischen Almhütte teil, wo Eifersucht, Konflikte und Nebenbuhler sie an ihren Beziehungen zweifeln lassen. Biedere Jugendbuch-Verfilmung mit aufgesetzten dramatischen Konflikten. Die stilistische Eigenwilligkeit des Vorgängerfilms schimmert nur noch gelegentlich auf und weicht dekorativen Landschaftspanoramen.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus

“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) GÖ, SN

Für immer Shrek USA 2010, R: Mike Mitchell

„Auf Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchs von William Steig konzipierte DreamWorks-Boss Jeffrey Katzenberg 2001 seinen Antihelden als grobschlächtiges Gegenwicht zu den gelackten Prinzen aus dem Walt-Disney-Universum. Nur leider ist von Shreks anarchischem Charme kaum etwas übrig geblieben. Während früher spitzzüngige Spielereien mit modernen Popkulturmythen dominierten, hat der vierte Teil nur noch müde Witze vom Oger-Fließband zu bieten.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

H

Hanni & Nanni Deutschland 2010, R: Christine Hartmann, D: Jana & Sophia Münster, Hannelore Elsner

„Sie gleichen sich bis aufs Haar und sind unzertrennlich: Hanni und Nanni. Kaum ein Tag vergeht, an dem die frechen Zwillinge nicht wieder etwas aushecken. Doch zu Unrecht fliegen sie von der Schule und werden von ihren Eltern ins Internat Lindenhof gesteckt. Dort erwarten sie strenge Verhaltensregeln, aber auch jede Menge Abenteuer. Christine Hartmanns Kinderfilm basiert auf der erfolgreichen Buchreihe der britischen Autorin Enid Blyton, die mit ihren ab 1965 auch in Deutschland veröffentlichten Internatsgeschichten Generationen von Mädchen begeisterte. Für die erste Leinwandadaption des Stoffes wurde die Geschichte zeitgemäß mit iPod und Handy aufpoliert. Der liebevolle Charme des Originals blieb dennoch erhalten, was nicht nur den quirligen Zwillingen Sophia und Jana Münster, sondern auch Hannelore Elsner als Internatsdirektorin zu verdanken ist.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Hans im Glück Schweiz 2003, R: Peter Liechti

„Peter Liechti ist überzeugt, dass es zwei mögliche Interpretationen des Grimm’schen Märchens „Hans im Glück“ gibt: In der einen ist der Wanderer einfach ein naiver Trottel, in der anderen erreicht er eine Art Glückszustand, in dem es ihm gelingt, allen Ballast abzuwerfen. Den Ballast, den Liechti in dieser Dokumentation abwerfen möchte, ist das Rauchen. Er ist fest entschlossen, den 150 Kilometermarsch von Zürich in seine Heimatstadt St. Gallen so oft zu wiederholen, bis er sein Ziel dauerhaft erreicht hat. Vom ersten Schritt an verkneift er sich die täglichen 50 Zigaretten. Nach drei Versuchen hat er 150 Stunden Filmmaterial und 90 Seiten Tagebuch im Gepäck. Mit vom Entzug geschärftem Blick fängt er erstaunliche Details und Kuriositäten des Alltags ein. Daraus entsteht jedoch kein Anti-Raucher-Film im engerenSinne, sondern ein scharfsinniges filmisches Essay über Fremdsein, Heimat und Wurzeln.“ (Kino 46) HB

Harrys Comeback - Letzter Puff vor HelgolandDeutschland 2010, R: Torsten Stegmann, D: Harry Hartz, Rene Chambalu

„Harry, eine gescheiterte Kiezgröße, die Hamburg den Rücken gekehrt hat. Doch das Leben hat Anderes mit Harry vor, und ehe er sich versieht, sitzt er nach 6 Jahren Abwesenheit wieder bei Muttern auf St. Pauli am Mittagstisch – es gibt Hähnchen, sein Lieblingsessen. Doch die Vergangenheit holt Harry ein, er hat mit dem Kiez noch mehrere Rechnungen offen. Da als Einzelkämpfer seine Chancen gleich Null sind, ruft er seine alten Weggefährten Chucker und Khan auf den Plan, um sich gemeinsam durch den Kiezdschungel zu schlagen. Weder hochbezahlte Stars, teure Drehbücher, noch filmgeförderte Produktionsabläufe. „Harrys Comeback“ ist eine Low- Budget-Produktion par exellance. Idee, Drehbuch, Regie, Musik und Umsetzung realisierte Stegmann mit Menschen aus seinem Freundeskreis, die Figuren wurden von Laiendarstellern verkörpert oder die Leute spielten einfach sich selbst.“ (3001) HH

Herbstgold Deutschland/Österreich/ Irland 2010, R: Jan Tenhaven

„Darüber, dass Fußballprofis schon mit Mitte dreißig zum alten Eisen gehören, können die Protagonisten dieses wunderbaren Dokumentarfilms wahrscheinlich nur schmunzeln. Bei den fünf sportbegeisterten Senioren kann von Ruhestand jedenfalls nicht die Rede sein; vielmehr bereiten sie sich auf die Olympischen Spiele für Senioren 2009 vor. In parallel montierten Sequenzen gewähren die betagten Sportler Einblicke in ihr Leben und Denken. Der Film begeistert durch den Respekt, aber auch den feinen Humor, mit dem er sich seinen Protagonisten annähert und damit eine ebenso unterhaltsame wie Mut machende Hommage an das Leben im Alter vorlegt.“ (Rheinischer Merkur) KI

I

Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt

„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

K

Karate Kid USA 2010, R: Harald Zwart, D: Jaden Smith, Jackie Chan

„Vor 26 Jahren erblickte eine westliche Ikone des Martial-Arts-Kinos das Licht der Welt. Als nach Kalifornien gezogener Außenseiterjunge erlernte Ralph Macchio in „Karate Kid“ mithilfe eines schrulligen japanischen Lehrmeisters die elementaren Lebensweisheiten des Kampfsports und zwang damit im finalen Turnier seinen blindwütigen Erzfeind in die Knie. Warum das Remake von Harald Zwart (“Agent Cody Banks“) für diesen schlichten Plot fast zweieinhalb Stunden benötigt, ist der Verlagerung des Geschehens nach China geschuldet. Irritierend ist, dass Klein Smith die lausbübische Lässigkeit seines Vaters Will abzuspulen scheint und im Abspannsong gar das von Papi geerbte Raptalent unter Beweis stellen darf. So beschleicht einen das Gefühl, dass ein offensichtlich schauspielbegeisterter Junge als Miniklon seines Superstar-Vaters verheizt wird.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Kindsköpfe USA 2010, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James

„Fünf Schulfreunde treffen sich nach 30 Jahren wieder, um ihrem verstorbenen Basketballtrainer die letzte Ehre zu erweisen. Das gemeinsame Wochenende ist für die unverbesserlichen Kindsköpfe ein willkommener Anlass, noch einmal all die Dinge zu tun, bei denen sie früher am meisten Spaß hatten. Im Laufe des Films wird wohl auch der letzte Zuschauer ahnen, dass dieser infantile Spaß vermutlich nur aus einem Grund gedreht wurde: damit die seit 20 Jahren befreundeten Hauptdarsteller zusammen abhängen und die Freuden der Jugend genießen können. Dabei hätten Regisseur Dennis Dugan (“Leg dich nicht mit Zohan an“) und Drehbuchautor Sandler nur auf die unvermeidlichen pubertären Gags verzichten müssen, dann hätte ihr Film tatsächlich etwas erzählen können von den Enttäuschungen des Älterwerdens und der Notwendigkeit, sich an die wichtigen Dinge im Leben zu erinnern.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Kiss & Kill USA 2010, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Ashton Kutcher

„Eine unbedarfte junge Frau lernt einen weltgewandten Beau kennen - und stellt nach der Hochzeit entsetzt fest, dass ihr Traummann ein Profi-Killer ist. Anfangs eine alberne Romanze mit einer affektiert agierenden, herumschnatternden Hauptdarstellerin, entwickelt sich der Film zusehends zur nervenden Gewaltorgie.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Valerie Lemercier, Kad Merad

„Der kleine Nick befürchtet, durch ein potentielles Brüderchen aus der Gunst seiner Eltern verdrängt zu werden, und leitet absurde Gegenmaßnahmen ein. Den charmanten Reiz der Comics von Jean-Jacques Sempé und René Goscinny, jenen unverhohlen nostalgischen Blick auf eine aus der Zeit gefallene Kindheitswelt, hat Regisseur Laurent Tirard in seine Realverfilmung von „Der kleine Nick“ übertragen können.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Kleine Wunder in Athen Griechenland/Deutschland 2009, R: Fillipos Tsitos, D: Antonis Kafetzopoulos, Anastasis Kozdine

„Stavros betreibt einen Straßenkiosk. Er schwadroniert mit Freunden über alte Zeiten und zieht über Albaner her. Bis Stavros’ Mutter just in einem Hilfsarbeiter aus diesem Land ihren verlorenen Sohn zu erkennen glaubt. Eine wunderbar lakonische Komödie, deren Stärke in ihrer Bescheidenheit und einem grandiosen Hauptdarsteller Antonis Kafetzopoulos liegt. In dessen ausdrucksstarkem Gesicht spiegeln sich die vielen Kränkungen des männlichen Egos. Nebenbei verhandelt der Film messerscharf die gegen Veränderungen resistente griechische Mentalität und das überkommene Männerbild, die Ursachen der Fremdenfeindlichkeit.“ (Rheinischer Merkur)BHV, BS, H, HH

Knight and Day USA 2010, R: James Mangold, D: Tom Cruise, Cameron Diaz

„Knight and Day“ ist der Versuch von Strahlemann Tom Cruise, 48, seine Karriere nach dem peinlichen Auftritt in seinem letzten Film „Operation Walküre“ wieder auf Kurs zu bringen. In dieser Action-Komödie spielt Cruise, manisch grinsend bis zur Selbstparodie, einen CIA-Killer namens Roy Miller, der von den eigenen Leuten und diversen Gangstern gejagt wird. Mit einer Waffe in der Hand und einer Blondine (Cameron Diaz) im Arm, flieht Miller um die halbe Welt, von Boston über Salzburg bis in eine Stierkampfarena in Sevilla. Warum das alles? Regisseur James Mangold (“Walk the Line“) behauptet, er habe eine neue Version des Hitchcock-Klassikers „Der unsichtbare Dritte“ drehen wollen - ein Vorbild, an dem jeder Filmemacher scheitern muss. Bei Hitchcock zündeten die Pointen, in „Knight and Day“ explodieren Flugzeuge, und Cruise steht daneben und lacht.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow

„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violine und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

L

Das Leben der Boheme Frankreich/Finnland/Schweden/Deutschland 1991, R: Aki Kaurismäki, D: Matti Pellonpää, Evelyne Didi / Originalfassung mit Untertiteln

„Drei Möchtegern-Künstler, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen, lernen ihre jeweilige große Liebe kennen und versuchen, sie sich über alle Hindernisse hinweg zu bewahren. Eine lakonisch erzählte, hervorragend fotografierte und von Melancholie durchtränkte Meditation über Kameradschaft und die Macht der Liebe im Überlebenskampf gegen Entfremdung und Kälte.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Das Leben ist zu lang Deutschland 2010, R: Dani Levi, D: Heino Ferch, Udo Kier

„Dani Levy stellt sich in die große Tradition der selbstreflexiven Filme von Federico Fellinis „Achteinhalb“ bis Woody Allens „Stardust Memories“. Markus Hering als Filmemacher Alfi Seliger gibt dem Film ein glaubwürdig-dussliges Zentrum, doch an den Rändern dünnt die Komik aus wie in einem Sittenbild, das vor der eigenen Schärfe immer wieder zurückschreckt.“ (tip) BS, HB, HL, OS, SN

Die Legende von Aang (3-D) USA 2010, R: M. Night Shyamalan, D: Jackson Rathbone, Dev Patel

„Seit M. Night Shyamalan mit „The Sixth Sense“ für Furore sorgte, hat er immer wieder die Gefilde des Übersinnlichen erkundet, und selbst Kritiker, die seine mystizistischen Märchen nicht mochten, konnten diesen kaum ihre visuelle Brillanz absprechen. Leider krankt sein neuer Film an der 3-D-Projektion: Zu dunkel sind die opulenten Raumphantasien geraten; der Eindruck sogartiger Tiefe will sich nicht einstellen. Die auf einer Zeichentrickserie beruhende Geschichte um einen mit Wunderkräften ausgestatteten Kampf-Knirps, der seine Welt vor den Machtgelüsten eines fiesen Feuerherrschers retten soll, ist wenig originell.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das letzte Schweigen Deutschland 2009, R: Baran bo Odar, D: Sebastian Blomberg, Wotan Wilke Möhring

„Ein Mädchen wird vergewaltigt und ermordet; der junge passive Mittäter steht dabei und lässt es geschehen. Jahre später ist der Mann ein gutsituierter Familienvater, doch die Vergangenheit holt ihn ein. Ein weiteres Mädchen stirbt, und die örtliche Polizei macht sich an die Ermittlungen. Beachtlich, wie spannend Regisseur und Autor Baran bo Odar die Figuren in seinem Erstlingsfilm zu gestalten weiß, unterstützt von einer Riege versierter Mimen. Etwas unentschlossen zwischen Horror, Thriller und Sozialdrama schwankend, bleibt der Film dennoch ein vielversprechendes Debüt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OS

Der letzte Tango in Paris Italien/Frankreich 1972, R: Bernardo Bertolucci, D: Marlon Brando, Maria Schneider

„In Paris sucht ein alternder Amerikaner nach dem Selbstmord seiner Frau in einem rein sexuellen Verhältnis mit einer jungen Frau aus seiner bisherigen Existenz auszubrechen. Die pessimistische und in Einzelheiten brutal deutliche Beschreibung einer letzten Auflehnung in einer unerträglich gewordenen Situation. Stilistisch, vor allem in der Kameraführung, brillant, aber in der Wahl drastischer Ausdrucksmittel sehr fragwürdig; auch die Klischees männlicher Selbstherrlichkeit und weiblicher Unterwürfigkeit wecken Widerspruch.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

London Nights Großbritannien 2008, R: Alexis Dos Santos, D: Déborah François, Fernando Tielve

„Der junge Wuschelkopf Axl aus Madrid fährt nach London, um seinen Vater zu finden, der ihn einst in Kindertagen verlassen hat. Leicht findet der lässige Spanier Anschluss und Unterschlupf in einer Lagerhalle, die ein paar coole Künstler im hippen East End besetzt haben. Zu gleichen Zeit verknallt sich die belgische Buchverkäuferin Vera unsterblich in einen Kunden. Regisseur Alexis Dos Santos setzt bei seinem zweiten Spielfilm statt auf Story vor allem auf Atmosphäre, Indie-Soundtrack sowie übercoole Bilder, um sein urbanes Lebensgefühl einer verpeilten Generation von Nachtgestalten zu inszenieren. Während die Figuren mangels Charisma und Charaktermasse eher fahl als faszinierend ausfallen, wirken die holprigen Akteure wie aus einem selbst gestrickten YouTube-Video.“ (Doppelpunkt.de) H, HB, HH, KI

M

Mademoiselle Chambon Frankreich 2009, R: Stéphane Brizé, D: Vincent Lindon, Sandrine Kiberlain

„Vincent Lindon und Sandrine Kiberlain spielen die Hauptrollen in einem Beziehungsdrama, in dem es beim Aufbruch ins Unerwartete nicht so sehr auf Worte, sondern auf Gesten, Blicke, Stimmungen ankommt. Hohe Schauspiel- und Inszenierungskunst in einem preisgekrönten Film.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL

Mahler auf der Couch Deutschland/Österreich 2010, R: Percy Adlon, D:Johannes Silberschneider, Barbara Romaner

„Gustav Mahler sucht den Rat des Psychotherapeuten Siegmund Freud, nachdem er von der Affäre seiner zwanzig Jahre jüngeren Frau Alma erfahren hat. Originelles Geburtsgeschenk zum 150. Geburtstag des Komponisten, das Zeiten und Stile durcheinander wirbelt, aber in den Szenen des Ehelebens ein wenig betulich wirkt.“ (tip) H, HH, OS

Männer al dente Italien 2010, R: Ferzan Ozpetek, D: Riccardo Scarmacio, Nicole Grimaudo

„„Männer al dente“ handelt von einem süditalienischen Pasta-Fabrikanten und seinen zwei Söhnen, die zwei Dinge gemein haben: ihren völlig intoleranten Vater und eine Vorliebe für andere Männer. Regisseur Ferzan Ozpetek mischt munter die Genres, die Schwulenkomödie mit dem Familiendrama, würzt die bisweilen etwas fade Handlung mit deftigem Humor und einer Prise Schwermut nach und schmeckt das Ganze für heterosexuelle Zuschauer mit einer scharfen langbeinigen weiblichen Schönheit ab. Ein leicht bekömmlicher Film, durchaus angenehm in diesen Sommertagen, aber bereits komplett verdaut, sobald man das Kino verlässt.“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Männer im Wasser Schweden/Dänemark 2010, R: Måns Herngren, D: Maria Langhammer, Eric Bolin

„Diese schwedische Komödie erinnert an den britischen Erfolgsfilm „Ganz oder gar nicht“: Auch hier geht es um vom Schicksal gebeutelte normale Männer, die um Anerkennung ringen und dabei auf eine unorthodoxe Idee kommen. Was im britischen Film eine Striptease-Show war, ist hier das Synchronschwimmen: Frederik (Jonas Inde) überredet seine Kumpels, sich mit ihm aufs Terrain des Frauensports vorzuwagen, um an einer Meisterschaft teilnehmen zu können. Ein vergnügliches Plädoyer für Toleranz und Freundschaft, das mit seinen brillanten Schauspielern geschickt die Balance zwischen Unterhaltung und persönlich-sozialen Konflikten hält.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Marmaduke USA 2010, R: Tom Dey, D: Lee Pace, Judy Greer

„Eine permanent quasselnde dänische Dogge ist der Star dieses „tierischen Vergnügens“: Nach dem Umzug ihrer Familie in die Großstadt muss sie sich dort behaupten und neue Freunde finden. Dabei füllt der Film seine 88 Minuten mit Nichts, was man nicht schon einmal gesehen hätte.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Me Too - Wer will schon normal sein? Spanien 2009, R: Antonio Naharro, Alvaro Pastor, D: Lola Duenas, Pablo Pineda

„“Me Too“ erzählt hinreißend von einer unmöglichen Liebe. Daniel , ein 34-jähriger Mann mit Down-Syndrom, findet nach seinem Psychologiestudium auf dem Sozialamt Arbeit und versucht, das Herz seiner Arbeitskollegin Laura zu erobern, die einen Kopf größer ist als er und zunächst wenig für ihn übrig hat. Dem spanischen Regie-Duo Antonio Naharro und Álvaro Pastor ist ein so lakonischer wie zartfühlender Film gelungen, bei dem man bald vergisst, dass der Held behindert ist. Daniel ist lässig, witzig und klug. Umso härter für ihn - und den Zuschauer -, dass ihn fremde Menschen ständig wie ein Kind behandeln. Umso beglückender aber, wenn Laura irgendwann den Mann in ihm erkennt.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, OL, OS

Micmacs - Uns gehört Paris! Frankreich 2009, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Dany Boon, André Dussollier

„Eine Fülle von überschäumenden Ideen, eine großartige Hommage an das klassische Genre der Gangsterdramen und Gaunerkomödien, ironisch, witzig, turbulent und mit der Leichtigkeit eines Varietés inszeniert – das alles findet man in dieser vergnüglichen Komödie aus Frankreich. Ernste Themen wie Waffenhandel und das Problem Obdachloser werden hier zu einer Geschichte verarbeitet, die man normalerweise kaum für den Stoff einer Gaunerkomödie halten könnte. Doch der Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der unter anderem „Delicatessen“ gedreht hat – er zitiert sich mit einer Szene daraus in „Micmacs“ übrigens selbst - geht mit einer solch grandiosen Unverfrorenheit ans Werk, dass seine Geschichte von der Obdachenlosengemeinschaft, die auszieht, zwei üblen Waffenhändlern das Handwerk zu legen, sehr elegant auf dem schmalen Grad zwischen Ernst und Burleske balanciert, ohne abzustürzen.“ (fbw) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, OS

Mo‘ Better Blues USA 1990, R: Spike Lee, D: Denzel Washington „Es kostet Spike Lee sichtlich Kraft und künstlerische Kompromisse, die Fiktion hochzuhalten. Er ist fest zum Optimismus entschloßen , um den Preis grober Unwahrscheinlichkeiten. Man kann ja kritisieren, daß in anderen Filmen der Jazz immer als Drogeninferno gezeigt wird, aber Lees Version der Geschichte ist noch unwahrscheinlicher. Drogen kommmen da gar nicht vor. Und auch die Musik ist so clean wie Lees künstlich drogenfreie Welt: mainstream, glatt, wenig improvisatorisch.“ (taz) HH

Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott

„Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) H, HH, KI

Mr. Nobody Deutschland/Frankreich/Belgien/Kanada 2009, R: Jaco Van Dormael, D: Jared Leto, Diane Kruger

„„Mr. Nobody“ ist im Jahr 2092 der letzte Mensch auf Erden, der noch sterblich ist. In einer bizarren Zukunftswelt ewiger Jugend blickt er zurück auf die Entscheidungen, die er im Laufe der Jahrzehnte treffen musste. Jaco Van Dormaels furiose Collage erzählt von dem, was war, und dem, was gewesen wäre, hätte der Held im rechten Moment einen anderen Satz gesagt, einen anderen Schritt gemacht. Und weil der Film genauso schnell ist, wie das Leben im Rückblick vorüberzuziehen scheint, bleibt für Wehmut kaum Zeit.“ (Der Spiegel) GÖ

P

Pippa Lee USA 2009, R: Rebecca Miller, Robin Wrigth, Mike Binder

„Midlife-Krise im komfortablem Vorstadtheim: Pippa Lee, Ende Vierzig, sucht nach etwas anderem als dem Leben einer braven Hausfrau und Mutter. Autorin und Regisseurin Rebecca Miller verfilmte ihren eigenen Erfolgsroman mit ansprechender Starbesetzung, kann aber nicht verhindern, dass man die Hausfrauen-Pippa mit ihrem in Rückblenden vorgestellten orientierungslosen jüngeren Ich nie so recht zusammenbekommt. Vermutlich klang die Geschichte auf Papier besser.“ (tip) FL, HH

Predators USA 2010, R: Nimród Antal, D: Adrien Brody, Topher Grace

„Seit 1987 schon macht dieses Biest die Erde in mittlerweile vier Filmen zu seinem Jagdgebiet und ist sich dabei, das ist eigentlich recht erstaunlich, im Kern weitgehend treu geblieben. Antal macht in Predators etwas Ähnliches wie in seinen letzten Filmen, „Motel“ und „Armored“ : Er nimmt klassische Genremotive und besinnt sich auf deren traditionelle Stärken, um sie durch geradezu altmodische Mittel wieder neu zu beleben. Antal setzt auch jene Szenen unter Spannung, in denen es nicht kracht, in denen nicht gejagt, geschossen, gesprengt oder aufgespießt wird, und dadurch wirkt fast der ganze Film wie unter Druck, bis zum Bersten gefüllt mit Energie.“ (critic.de) BS, GÖ, H, HB, HH, KI

R

Die rasenden Rocker vom Thunderstrip

Doublefeature mit den beiden C-movies „Black Angels - Die sich selbst zerfleischen“ (1970) und „Die rasenden Rocker vom Thunderstrip“ (1966) HH

Renn, wenn Du kannst Deutschland 2010, R: Dietrich Brüggemann, D: Robert Gwisdek, Anna Brüggemann

„Das Schöne am Kino ist, dass es einem Menschen ans Herz wachsen lässt, die man im realen Leben vermutlich keine fünf Minuten ertragen würde. Menschen wie Benjamin, den im Rollstuhl sitzenden Protagonisten von Dietrich Brüggemanns „Renn, wenn Du kannst“, der aufgrund seiner gnadenlos herrischen Attitüde einen Zivildienstleistenden nach dem anderen verschleißt. Die große Qualität von „Renn, wenn Du kannst“, liegt in der Komplexität seiner Hauptfigur. Benjamin wird nicht zu einem Leidtragenden gemacht, dessen Misanthropie sich durch einen Verweis auf seine „tragischen Lebensumstände“ rechtfertigen ließe. Dazu ist er viel zu undiplomatisch, zynisch, smart.“ (taz) H, HB, HH

S

Salt USA 2010, R: Phillip Noyce, D: Angelina Jolie, Liev Schreiber

„Die CIA-Agentin Evelyn Salt wird von einem Überläufer bezichtigt, eine russische Schläferin zu sein. Sie flieht - und wird tätig. Eine Verfolgungsszene jagt die nächste, die Gejagte wird zur Jägerin und man weiß immer weniger, wer auf welcher Seite steht. Elegant inszenierter, actionreicher Agententhriller mit einer großartigen Angelina Jolie.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SNSherlock Holmes USA 2009, R: Guy Ritchie, D: Robert Downey, Jude Law „Werkfern und -fremd: Der legendäre Detektiv als viktorianischer Action-Held, hier dem angeblich toten, aber munter mordenden Lord Blackwood auf der Spur. Robert Downeys Spielfreude und sein exzentrischer wie handfester Holmes sind das einzige Glanzlicht eines murksigen, auf Multiplex gebürsteten Films.“ (tip) HH

Shutter Island USA 2010, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo

„Wer die gleichnamige Romanvorlage von Dennis Lehane nicht kennt, wird vom finalen Twist ebenso überrascht sein wie von der meisterlich inszenierten Atmosphäre dieser sehr akkuraten Adaption. Hatte Regie-Ikone Scorsese mit „Kap der Angst“ bereits sein Talent für packende Suspense unter Beweis gestellt, geht er hier noch einen Genreschritt weiter. Mit wabernden Nebelschwaden und anderen klassischen Gruselfilmstilmitteln erzeugt Scorsese eine verblüffende Künstlichkeit, die rückblickend - und das ist der grandiose Clou von „Shutter Island“ - völlig plausibel wird.“ (Cinema) HH Sin Nombre USA/Mexiko 2009, R: Cary Fukunaga, D: Paulina Gaitan, Edgar Flores

„Eine Welt, von der viele gar nicht wissen, dass sie existiert: Der Film „Sin Nombre“ (“Ohne Namen“) spielt auf dem Dach eines Güterzugs, der durch Mexiko fährt. Das Dach ist voll besetzt mit Flüchtlingen aus ganz Mittelamerika, unterwegs in Richtung USA, in ein vermeintlich besseres Leben. Das rollende Ghetto wird zum Schauplatz von Kämpfen auf Leben und Tod. Fukunaga kombiniert Thriller, Liebesgeschichte und halbdokumentarisches Flüchtlingsdrama zu einem kleinen Meisterwerk.“ (Der Spiegel) HH

Smoking? - No Smoking! „Im Film rauchen mehr Menschen als im Bevölkerungsdurchschnitt und bieten damit besonders Jugendlichen den Anreiz ihren Idolen nachzueifern, wie US-Studien ermittelten. Filmbeispiele und Diskussion über die Gefahren des Rauchens u.a. mit Hartmut Stulken (Gesundheitsamt), Gregor Bitter (Landesinstitut für Schule), Birgit Pharao (AOK)“ (Kino 46) HB

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) H, HH

Space Tourists Schweiz/Deutschland 2009, R: Christian Frei

„Beobachtungen rund ums russische Raumfahrtzentrum Baikonur, aus denen sich ein komplexes, philosophisch grundiertes Essay über das All, das Leben, Träume, Fantasien und Hoffnungen entwickelt. Der musikalisch suggestiv untermalte Film begleitet eine reiche Amerikanerin in den Orbit, zeigt Sammler von Weltraumschrott in der kasachischen Steppe und einen rumänischen Erfinder, der am bezahlbaren Weltraumflug für alle tüftelt. Eindrucksvoll strukturiert und fotografiert, verwebt er seine dramaturgischen Tableaus zum großen Sinnzusammenhang und erhebt sich in die Sphären hoher Dokumentarfilmkunst.“ (filmdienst) HH

T

Tanzträume - Jugendliche tanzen „Kontakthof“ von Pina Bausch Deutschland 2010, R: Anne Linsel

„Ein mitreißender Dokumentarfilm in der Tradition des Erfolgsfilms „Rhythm Is It!“: 40 Schülerinnen und Schüler aus Wuppertaler Schulen proben ein Jahr lang das Stück „Kontakthof“ der mittlerweile verstorbenen Choreografin Pina Bausch. Einmal wöchentlich wird mit Bauschs Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet geprobt. Dabei verfolgt die Landzeitdoku, wie die Schüler langsam an der Herausforderung wachsen, wie sich ihr Verhältnis zum eigenen Körper ändert und sie sich in der Bewegung ein neues Ausdrucksspektrum erobern – und auch, wie sich die künstlerische Zusammenarbeit positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.“ (Rheinischer Merkur) HH

Teufelskicker Deutschland 2009, R: Granz Henman, D: Diana Amft, Benno Fürmann

„Für Sportunderdogs hält das Kino immer wieder Erfolgsgeschichten bereit hält. Das ist auch bei den „Teufelskickern“ so. Anders als die „Wilden Kerle“ driftet diese Jugendbuchadaption aber nie in reine Fantasie ab, sondern versucht, zwischen Kickerturbulenzen und Teamgeistbeschwörung möglichst die Bodenhaftung zu behalten.“ (tip) H

The Doors – When You’re Strange USA 2010, R: Tom DiCillo

„Dokumentation, die sich mit Archivmaterial und penetranter Erzähl-/Kommentar-Stimme aus dem Off chronologisch an der Karriere der amerikanischen Rockband The Doors abarbeitet. Doch letztlich weiß der Film über die Musiker um den charismatischen Sänger Jim Morrison nur wenig Neues zu vermelden, und die Musik spielt hier bedauerlicherweise nur die zweite Geige. Solide und langweilig.“ (tip) HH, LG

Themba Deutschland/Südafrika 2010, R: Stefanie Sycholt, D: Junior Singo, Jens Lehmann

„Das Plakat des Films wirbt mit Ex-Torwart Jens Lehmann: Ganz klar, hier sollen Fußballfans angesprochen werden. Lehmann spielt indes nur eine kleine Nebenrolle; es geht um Themba (Junior Singo), einen südafrikanischen Jungen, der von einer Karriere als Profifußballer träumt. Doch dann verlässt seine Mutter ihre Familie, um in Kapstadt Arbeit zu finden. Ihr Geliebter missbraucht den Jungen und infiziert ihn mit HIV. Trotzdem ringt Themba weiter um eine bessere Zukunft. Der Versuch, einem schmerzhaften Thema wie Aids über den Fußball eine populäre Form zu geben, gelingt mit Abstrichen: „Themba“ überzeugt weder als Sportfilm noch als Sozialdrama.“ (Rheinischer Merkur) HB

Tiger-Team Deutschland/Österreich/Singapur 2010, R: Peter Gersina, D: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert

„Erstes Leinwandabenteuer der drei jungen Amateurdetektive, die als „Tiger Team“ schon auf eine große Leserschaft blicken können. In China müssen sie den geheimnisvollen Mondpalast vor den Intrigen einer Kosmetikproduzentin schützen. Spannender Abenteuerfilm, nicht nur für Kinder.“ (tip) HB

Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich

„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Tunisreise Schweiz/Österreich 2007, R: Bruno Moll

„Der tunesische Maler, Filmemacher und Geschichtenerzähler Nacer Khemir begibt sich auf die Spuren des Schweizer Malers Paul Klee, der 1914 mit zwei Malerfreunden nach Tunesien reiste und dessen Arbeiten in der Folgezeit von den Farben und vom beeindruckenden Licht des Landes beeinflusst blieben. Der Dokumentarfilm wagt als schwelgerischer Essay die Annäherung an eine komplexe Künstlerpersönlichkeit und kreist dabei um die Durchdringung von Orient und Okzident.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

U

Up in the Air USA 2009, R: Jason Reitman, D: George Clooney, Vera Farmiga

„Geschäftsmann und Vielflieger Ryan Bingham (George Clooney) sieht sich als Überflieger, dem die Welt nichts anhaben kann. Der Firmenabwickler jettet permanent durch die USA und unterhält keinerlei nähere Bindungen an Orte oder Menschen. Doch sein Leben der glänzenden Oberflächen gerät aus dem Takt, als ihm eine jüngere Kollegin zur Seite gestellt wird und er sich obendrein in eine andere Vielfliegerin verliebt. Perfekt zwischen amüsantem Wortwitz und stiller Tragödie austariertes Porträt eines Antihelden, dessen unverbindlichen Lebensstil der Film inszenatorisch kongenial umspielt, ohne selbst dem Charme der schönen Fassade zu verfallen.“ (Rheinischer Merkur) HH

V

Vergebung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace

„Abschluss der auf einer Roman-Trilogie beruhenden Krimi-Reihe um einen Journalisten und eine Detektivin, die einem in hohen Gesellschaftskreisen verorteten Sumpf aus Gewalt, Korruption und Menschenverachtung auf der Spur sind. Ihr Versuch, die Schuldigen dingfest zu machen, kulminiert in einem Justiz-Drama. Spannender Thriller mit charismatischen Figuren, einer stimmungsvoll-düsteren Bildsprache und einer glaubwürdig entwickelten Handlung. Obendrein kratzt der Film an den Verdrängungsmechanismen sowie dem latenten Gewaltpotenzial einer puritanisch-repressiven Wohlstandsgesellschaft.“ (filmdienst) H, HB, HH, LG

14 Kilometer - Auf der Suche nach dem Glück Spanien 2008, R: Gerardo Olivares / Originalfassung mit Untertiteln

„Die Grenze zwischen Europa und Afrika ist zugleich eine natürliche und eine künstliche. Die natürliche bildet das Mittelmeer, dem südlich die Wüste vorgelagert ist, so dass Menschen aus dem Sahel und aus Schwarzafrika eine doppelte Barriere vor sich sehen (die künstliche Grenze sind die Zugangskriterien der „Festung Europa“). Der spanische Regisseur Gerardo Olivares erzählt in „14 Kilometer - Auf der Suche nach dem Glück“ von der künstlichen Grenze, indem er sich auf die natürliche konzentriert - drei junge Afrikaner stehen im Mittelpunkt einer Odyssee, die in Mali beginnt und in Tanger die Blickdistanz zu Europa erreicht. Olivares verbindet quasineorealistische Methoden mit den Konventionen des Arthauskinos. So stellt sich auf den Stationen der großen Fahrt immer wieder eine absurde Komik ein, und zwischendurch sorgt ein Soundtrack für Tempo, der deutlich an ein Publikum gerichtet ist, das auf der anderen Seite hinter der Grenze lebt.“ (Frankfurter Allgemeine) H

Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth

„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, KI, OS

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) DEL, HH, HL

Women without Men Deutschland/Österreich/Frankreich 2009, R: Shirin Neshat, Shoja Azari, D: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad

„Demonstranten ziehen durch die Straßen von Teheran: Im Sommer 1953 wurde der erste demokratische Präsident Persiens durch einen von den USA unterstützten Staatsstreich gestürzt. Vor diesem politischen Hintergrund erzählt die iranische Filmemacherin Shirin Neshat von vier Frauen, deren Lebenswege sich in einem mystischen Garten am Rande der Stadt kreuzen. Der assoziative Erzählfluss und die meditativen, traumverlorenen Bilder erinnern an eine längst untergegangene Kinoepoche. In den 80er- Jahren schufen europäische Filmemacher wie der Russe Andrej Tarkowskij (“Opfer“) oder die italienischen Brüder Taviani (“Padre Padrone“) mit ihren suggestiven und schwermütigen Visionen ein Gegengewicht zum Mainstream-Kino aus Hollywood. „Women Without Men“, der beim Festival in Venedig den Regiepreis erhielt, ist ein visuelles Ereignis, das unsere Sehgewohnheiten nachhaltig erschüttert.“ (Cinema) HH, KI

Y

Yi Yi Taiwan/Japan 2000, R: Edward Yang, D: Wu Nianzhen, Elaine Jin

„Anhand von drei Generationen einer typische Mittelstandsfamilie aus Taipeh erzählt Regisseur Edward Yang von den Bedingungen des modernen Lebens. Komisches, Tragisches und Banales sind dabei auf wundersame Weise ineinander verwoben. Ausgerechnet während einer Hochzeit fällt Großmutter Jian in ein Koma, von nun an folgt Krise auf Krise. Eine Meditation über Familie, Liebe, Freundschaft, Geburt und Tod - über all die einfachen Dinge des Lebens, die so kompliztiert sind.“ (tip) HH