KRANKER HELD DES TAGES
: Ein vorzeigbarer Künstler auf Kufen

EISKUNSTLAUFEN Eine russische Ikone ist Jewgeni Pluschenko – und Liebling von Präsident Putin. Der mag dessen schöne Familienbilder

Der russische Eiskunstläufer Jewgeni Pluschenko hatte gestern in Sotschi keinen weiteren seiner großen Auftritte – im Kurzprogramm der Einzelkonkurrenz der Eiskunstläufer zog er zurück, rückengeplant. Trotzdem schlich er beifallumtost vom Eis. Vorigen Sonntag gewann der 31-Jährige ja noch bereits eine Goldmedaille – in der Mannschaftskür. Es war das erste olympische Gold für Russland überhaupt. Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich war bei der Performance in der Eishalle zugegen und ließ sich mit den Eiskunstläufern feiern.

Pluschenko aber ist der besondere Held des Präsidenten. Nicht allein, weil er gesundheitlich angeschlagen ist und schon zwölf Operationen an Bandscheiben und Knie hinter sich hat, weshalb er zunächst nicht für die Männerkonkurrenz qualifiziert war. Nach seinem Beitrag zum Gold stach er aber seinen größten Konkurrenten, den eigentlich qualifizierten 18-jährigen Fjodor Klimov, aus. Putin liebt Sportler wie Pluschenko: Ein Stehaufmännchen, ein Nehmer – der durch Leistung umso krasser zurückgeben kann. Gewinnen, das kann Pluschenko eben gut. Sein Nachname bedeutet auf Russisch so viel wie „plattmachen“ – was buchstäblich nicht nur für den Sport, sondern erst recht für die Putin’sche Vorstellung von Politik passt.

Was Putin gewiss am meisten gefällt, ist, dass dieser Eisläufer eisklare Heterosexualität (Mann & Frau & Kind) vorzuzeigen weiß. Aber Pluschenko ist ohnehin ein Multitalent. 2008 unterstützte er beim Eurovision Song Contest die russische Popnudel Dima Bilan bei seiner Siegesperformance. Während Bilan schnulzte, kreiselte Pluschenko auf Plastik umher. Die damalige Freundin und heutige Gattin, Jana Rudkowskaja, ist auch die Produzentin beider Stars.

Des Eiskunstläufers Talent zur Selbstdarstellung hatte Zhenja, wie er von Fans gerne genannt wird, bereits im Fernsehen bewiesen, wo er die Show „Zvezdy na ldu“ moderierte, die russische Version von „Stars on Ice“.

Nebenbei versuchte Pluschenko sich auch als Politiker. 2007 wurde er für die Partei Gerechtes Russland in das Parlament St. Petersburgs gewählt. 2011 gab er seinen Sitz aber wieder auf, er hatte zu oft gefehlt. Sollte Pluschenko wenigstens bei der Weltmeisterschaft nach Sotschi siegen, hätte er sich in den Rang eines Nationalultraheiligen katapultiert – es wäre einem wie Putin nur lieb.LJUBA NAMINOWA