Radtouren mit Kindern? Aber ja!

MACHBARKEIT Wer Kinder mit dem Fahrrad mitnehmen will, muss dies bei der Planung berücksichtigen

■ Karten speziell für Familien-Radtouren vertreibt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Kindertaugliche Strecken sind eigens markiert.

■ In der ADFC-Broschüre „Mobil mit Kind und Rad“ ist fast alles Wissenswerte zu finden, was bei einer Tour mit dem Nachwuchs zu beachten ist.

■ Die wohl beste Übersicht über die Radfernwege in Deutschland bietet der gleichnamige „bikeline“-Führer des Verlags Esterbauer. Wer sich für eine der über 100 Touren entschieden hat, kann beim selben Verlag das Tourenbuch bestellen.

■ Für die Unterkunftsrecherche eignet sich die Seite www.bettundbike.de  RP

VON REIMAR PAUL

Radtouren mit Kindern? Hat keinen Sinn, sagen manche. Die Kleinen quengeln und langweilen sich nur, fallen ständig um, tun sich weh und heulen noch mehr. Stimmt aber gar nicht. Auch längere Fahrten können für kleine und größere Kinder wie für Erwachsene eine ebenso vergnügliche wie entspannte Sache sein. (Fast) alles eine Frage des Materials, der ausgewählten Strecke und vor allem der Gestaltung der Tour.

Räder, Anhänger und Kindersitze müssen gut gewartet und in Schuss sein – diese Selbstverständlichkeit bedarf eigentlich keines gesonderten Hinweises. Dass die genutzten Fahrräder mit der Größe und Kraft der Kinder kompatibel sein müssen, hingegen schon. Allzu oft müssen Jungen und Mädchen auf viel zu kleinen (oder zu großen) Rädern strampeln. Schimpfkanonaden und Trotzattacken lassen sich zudem leichter vermeiden, wenn Sattel, Lenker und Schaltung richtig eingestellt sind.

So lange die Kinder im Anhänger mitfahren, können die Erwachsenen die Strecke nach eigenen Vorlieben zusammenstellen. Im Prinzip jedenfalls. Denn sie sollten das Gewicht des Anhängers bei der Planung der Tagesetappen und auf hügeligen Strecken nicht unterschätzen. Für junge Anfänger auf dem Rad gilt es kurze Etappen und Wege mit wenig Steigungen und Autoverkehr auszuwählen. Größere Kinder ab, sagen wir, zehn Jahren mögen dagegen in der Regel schon mal die eine oder andere sportliche Herausforderung in Form von Hügeln oder nicht befestigten Wegen. Kilometerfressen ist aber auch in dieser Konstellation nicht angesagt.

Vor allem Kinder, die – weitgehend bewegungslos – im Anhänger sitzen oder erst seit kurzem selbst strampeln, brauchen häufige Unterbrechungen und spannende Pausenplätze, an denen sie sich austoben können. Das gilt es bei der Planung unbedingt zu berücksichtigen. Abenteuer- und Waldspielplätze kommen dafür ebenso in Betracht wie Schwimmbäder, eine grüne Wiese, eine Waldlichtung oder ein Teich.

Wer beim Packen an einen Ball, eine Frisbee-Scheibe oder ähnliches Sportgerät gedacht hat, kann hier die Früchte seiner guten Planung ernten. Dasselbe gilt für die Verpflegung: Saft, Schorle und Wasser gehören ebenso ins Reisegepäck wie die Lieblingskekse der Kinder. Als Belohnung nach vollbrachter Treterei werden am Imbiss am Wegesrand auch Pommes gern genommen.

Als besondere Attraktion hat sich bewährt, auf der Tour auch mal das Fortbewegungsmittel zu wechseln. Für Überbrückungsetappen eignen sich Regionalzüge, die Räder mitnehmen. Für kürzere Teilstücke bieten sich Schiffe an. Die Ober- und Mittelweser wird im Frühjahr, Sommer und Herbst gleich von mehreren Linien bedient.

Ganz wichtig für die Stimmung auf der Tour ist auch die Auswahl des geeigneten Quartiers. Das schicke Stadthotel ist dabei für Familien mit Kindern nicht die erste Wahl. Eher kommen Landgasthäuser und Fahrradpensionen mit großen Gartengrundstücken oder Bauernhöfe in Betracht. Viele Höfe bieten auch Quartier im „Heuhotel“ an: Das getrocknete Gras oder Stroh kann zwar gerade in warmen Nächten ziemlich pieken und nerven, die Erinnerung an das nächtliche Abenteuer bleibt dafür lange präsent.