Die Bodenoffensive erreicht Tyrus

Heftige Gefechte auch in Sidon und im Bekaa-Tal. Aufregung um Luftangriff auf das Grenzdorf Hula

Jerusalem/Tyrus ap ■ Die israelische Regierung hat die Streitkräfte zu einer Ausweitung der Offensive gegen Raketenstellungen der Hisbollah im Libanon angewiesen. „Wir sind in einer der entscheidendsten Phasen dieses Krieges“, sagte Verteidigungsminister Amir Peretz gestern. Die diplomatischen Bemühungen, die Krise zu lösen, hielten Israel nicht zurück: „Beide Wege verlaufen parallel.“ Erst am Morgen hatte die israelische Regierung ihre Luftangriffe auf den Libanon ausgeweitet.

Zu Beginn einer Sondersitzung der Außenminister der Arabischen Liga in Beirut berichtete Ministerpräsident Fuad Siniora von einem israelischen Luftangriff auf das libanesische Grenzdorf Hula und sprach von einem Massaker, das mehr als 40 Menschen das Leben gekostet habe. Später korrigierte er seine Angaben und erklärte, ein Mensch sei getötet worden.

Örtliche Fernsehsender berichteten von 65 Überlebenden in Hula, darunter 35 Kindern. Aus Sicherheitskreisen verlautete, rund 30 Menschen seien verschüttet, viele davon lebten. Nach Augenzeugenberichten wurden fünf mehrgeschossige Wohnhäuser zerstört. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, sie prüften den Vorfall in Hula. Hier hatten sich Hisbollah-Kämpfer und israelische Bodentruppen in den vergangenen Tagen immer wieder heftige Gefechte geliefert.

Ziele weiterer Luftangriffe waren die südlichen Vororte von Beirut sowie die südlichen und östlichen Regionen des Landes. Dabei kamen mindestens 28 weitere Menschen ums Leben. In der südlibanesischen Ortschaft Kana zerstörte die israelische Luftwaffe nach Militärangaben genau die Raketenwerfer, die für die jüngsten Hisbollah-Angriffe auf Haifa genutzt wurden.

Bei Luftangriffen auf Mehrfamilienhäuser in Tyrus wurden nach Angaben von Augenzeugen und Rettungshelfern mindestens fünf Menschen getötet. Die Retter wurden beschossen, als sie die Leichen bergen wollten. Auch von einer israelischen Fallschirmjägereinheit, die sich mit Hisbollah-Kämpfern in Tyrus heftige Gefechte lieferte, wurde berichtet. Kampfflugzeuge drangen zudem wieder bis ins Bekaa-Tal vor, rund 100 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze. Die Bomben dort machten mehrere Straßen unpassierbar.

Die Hisbollah feuerte am Montagmorgen erneut 83 Raketen auf den Norden Israels ab. Mindestens fünf Israelis wurden nach Angaben von Rettungskräften verletzt.