JÜRGEN BOLLMANN, PROPST FÜR HAMBURG
: Der Mahner

■ seit 1992 Propst in Harburg. Davor war er in der Weltmission tätig, bis heute engagiert er sich in Südafrika.Foto: dpa

Jürgen Bollmann, Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost und derzeit Amtsverwalter für die zurückgetretene Bischöfin Maria Jepsen, ist ein gefragter Mann. „Rufen Sie in der Bischofskanzlei an“, heißt es im Sekretariat des Kirchenkreises. Und in der Bischofskanzlei: „Wenden Sie sich bitte an die Kirchenleitung in Kiel.“ Deren Pressesprecher Norbert Radzanowski „weiß nicht, wo Jürgen Bollmann steckt“. Man könne aber sicher sein, dass er „die Hände nicht in den Schoß legt“. Das sei nicht seine Art.

Tatsächlich hat Bollmann nach kaum einem Monat als Bischofsvertreter einen Sprengsatz in der auf Harmonie bedachten Nordelbischen Kirche gezündet. Bei der bevorstehenden Fusion zu einer Nordkirche komme Hamburg zu kurz, schrieb er in der Evangelischen Zeitung. Die Fragen der Zeit würden in der Stadt gestellt. „Vom Land her“ könne die Kirche sie nicht beantworten.

Dass Bollmann sich mit seinem Vorstoß als künftiger Bischof positionieren will, ist unwahrscheinlich: Er ist jetzt 62, und der Nachfolger von Maria Jepsen wird auf zehn Jahre gewählt. Eher wahrscheinlich ist, dass den „sympathischen vollbärtigen Theologen“ (dpa) die Sorge umtreibt. Als Propst im Hamburger Arbeiterstadtteil Harburg macht sich Bollmann für sozial Benachteiligte stark, dieses Jahr hat er einen Monat lang von Hartz IV gelebt. Er sei damit nicht zum Hartz-IV-Empfänger geworden, sagte er. Aber er habe einen „neuen Blick für Armut“ bekommen.

In den Verhandlungen zur Kirchenfusion hatte die mecklenburgische Landeskirche durchgesetzt, dass der künftige Sitz des Landesbischofs Schwerin wird und nicht wie ursprünglich vorgesehen Lübeck – Hamburg war immer Außenseiter. Ein gutes Drittel der Gemeindemitglieder kommt von dort, mehr aber noch aus Schleswig-Holstein. Die mecklenburgische und die pommersche Landeskirche dagegen fallen mitgliedermäßig kaum ins Gewicht.

Kirchensprecher Radzanowski bescheinigt Bollmann einen „Aktionismus im positiven Sinne“, er habe gute Verbindungen zu Mecklenburg-Vorpommern. Vielleicht ist er gerade dort. Die Wogen glätten. WIE