Endlich ist Sommer

Kritikern schenkt sie ein Lächeln, den Schulen ein „Bonbon“: Schulministerin Barbara Sommer

Mit einem triumphierenden Lächeln und urlaubsgebräunter Haut präsentiert sich Schulministerin Barbara Sommer derzeit den Medien. Kürzlich war sie in einer Regionalzeitung Sonnen badend in einem Strandkorb zu sehen. Dort sprach sie nicht über das neue Schulgesetz, sondern über den Geruch des Sommers: „Er duftet nach Lavendel...“ Den sommerlichen Gleichmut nahm die 57-Jährige offenbar aus dem Urlaub mit in ihr Ministerium.

Gestern stellte sie ihre Pläne für das heute beginnende Schuljahr vor. Mit unbekümmerter Gewissheit redet sie von „Aufbruchstimmung im Land“, trotz Kritik von Schulen und Gewerkschaften. Überschwänglich lachend möchte sie die von Pisa-Studien gebeutelten NRW-Schulen anscheinend einmal von der Sonnenseite betrachten.

Die Wärme, mit der sich die ehemalige Lehrerin nach außen präsentiert, passt jedoch kaum zu ihrem beinharten Plan, die Schulen nachhaltig zu verändern. Unterqualifizierte LehrerInnen möchte sie nun der Wirtschaft anvertrauen. 100 Unternehmen sollen in diesem Jahr Fortbildungstage für die Lehrkräfte anbieten. Als wäre es eine unabänderliche Tatsache, erklärt Sommer: „Die Fortbildung können wir nicht allein tragen.“

Auch auf ihr Schulgesetz lässt die gebürtige Bielefelderin nichts kommen. Mit „mehr Eigenverantwortung der Schulen“ und „besserer individueller Förderung“ kündigte sie das Gesetz an. In den vergangenen Monaten hatte es daran massive Kritik gehagelt – etwa am Abitur nach zwölf Schuljahren. Was soll‘s: Der Stolz über ihr neues Gesetz ist Sommer anzumerken. Die fünffache Mutter glaubt an sich, und nach eigenen Aussagen auch an die Schulen im Land.

So sehr, dass sie ihnen außer ihrem Durchhaltelächeln jetzt sogar ein „Bonbon“ schenken will. Einen Fortbildungstag sollen die Schulen nun erhalten, den sie selbst mit Inhalt füllen dürfen. Nur als die Ministerin erklären muss, wer die Fortbildungen mit Inhalt füllen soll, wird klar, dass dadurch keine blühende Schullandschaft entsteht, wie man ihrem hoffnungsvollen Blick entnehmen könnte: „Das muss aus dem bisherigen Lehrerbestand kommen.“

Doch Sommer ist zuversichtlich und ignoriert Kritik über fehlende LehrerInnen an vielen Schulen im Land: „Rein rechnerisch können wir alle Schulen zu 100 Prozent versorgen.“ Alle Kritik ist nutzlos. Denn die Ministerin verkündet: Der Sommer ist da. MORITZ SCHRÖDER