Stürmt die Bundeswasserstraße

Mehr Badestellen, weniger Steinschüttungen an der Weser, fordert der BUND und schlägt fünf Flussbäder vor. Beim Bausenator denkt man darüber auch schon nach, hat aber mehr Bedenken

von Eiken Bruhn

Der Ruderer ist ungehalten. „Sie verschwinden hier aber gleich wieder“, knurrt er. „Der Steg ist nämlich privat.“ Die Badenden heben entschuldigend die Arme. Das hätten sie nicht gewusst und nächstes Mal gingen sie wieder beim Café Sand schwimmen, versprochen. Sie betreten ja nicht aus Böswilligkeit Privatbesitz, sondern wollten nur mal eben schnell in der Mittagspause in die Weser und der Einstieg über die Stege der Rudervereine ist doch um einiges bequemer und ungefährlicher als über die Steinschüttung. „Es gibt in Bremen nicht genügend Fluss-Badestellen“, findet auch der Umweltschutz-Verein BUND. Es werde zwar stets darüber nachgedacht, wie man schicke Lofts in der selbst ernannten „Stadt am Fluss“ bauen könne, aber Badefreuden habe bisher niemand im Blick gehabt, so die Vorsitzende des BUND, Beatrix Wuppermann. Damit sich an dieser Sicht etwas ändert, präsentierte der Verein gestern seine Ideen, wo neue Bademöglichkeiten geschaffen werden könnten. An fünf Stellen, davon zwei in Bremen Nord, sind nach Einschätzung des BUND die Voraussetzungen günstig. Nur so wenig? „Wir waren froh, dass es überhaupt so viele geworden sind“, sagt Martin Rode, Geschäftsführer des BUND, „das war nicht einfach“. Einige Orte seien ausgeschieden, weil sie im Kleingartengebiet liegen, bei anderen war die Strömung zu stark oder Schiffsanleger waren im Weg. Übrig blieben im Stadtbremischen ein Plätzchen vor dem ehemaligen Sportamt am Weserstadion – die frühere „Wagenbrett’sche Flussbadeanstalt“ – , eins am Rablinghausener Weseruferpark und eins vor der „Umgedrehten Kommode“, dem Wasserspeicher auf dem Stadtwerder.

Beim Bausenator rennt der BUND mit seiner Forderung offene Türen ein, hat man dort doch eine eigene Studie in Auftrag gegeben, wie Bernd Schneider vom Referat Oberflächenwasserschutz berichtet. Der Anlass: Die Umbaukosten könnten zum Teil aus EU-Mitteln für Regionale Entwicklung bestritten werden. Allerdings dämpft Schneider die Erwartungen, Bremen könnte ein Paradies für Flussbader werden. Nur in Rablinghausen stünden die Chancen gut für einen neuen Strand, sagt er. Das Problem an den anderen beiden Standorten: „Die Flächenverfügbarkeit“. In Peterswerder sei zu wenig Platz für eine Anlage mit Strandaufsicht und anderen Annehmlichkeiten wegen der angrenzenden Kleingärten. Woran es beim Wasserspeicher hakt, kann Schneider allerdings nicht so recht begründen. Vielleicht, weil man möglichen Investoren für „schicke Lofts“ keine Nackedeis auf wertvollen Baugrund setzen wolle? „Nein, das nicht. Aber es ist ja auch die Frage, ob man so nah beim Café Sand eine zweite Badestelle einrichten muss, das kostet ja auch.“ Besser sei es doch, in anderen Stadtteilen zu investieren, zum Beispiel in Farge.

Wo genau die Weser ein badefreundliches Ufer bekommen wird, entscheidet letzten Endes aber nicht der Bausenator, sondern das Wasser- und Schifffahrtsamt, das für die Bremen kreuzende „Bundeswasserstraße“ zuständig ist. „Grundsätzlich finden wir die Idee schön“, sagt Sven Riekeberg, verantwortlich für die Wasserstraßenunterhaltung. Wer wolle, könne jederzeit einen Prüfauftrag erteilen, doch müsse man sich auf ein „Nein“ gefasst machen, wenn die Interessen der Schwimmer mit denen der Schifffahrt kollidieren (siehe Kasten).

Profitieren würden übrigens nicht nur Stegbesitzer und Wasserratten, gibt Katja Stolz vom BUND zu bedenken. Als sie für die Studie die Weser entlanggeradelt sei, habe sie festgestellt, dass viele Menschen dort baden, wo Tiere und Pflanzen unter sich bleiben sollen, in Naturschutzgebieten.