Noch ein Musikfest an der Siegessäule
: Die Alle-Generationen-Parade

Plötzlich stellt sich Marcello auf den Tisch, ruft etwas von „Hopp hopp, jetzt entspannen wir uns alle mal“, und dann sollen alle Journalisten den Yogabaum nachtänzeln. Das Ganze ist eine Sache von zwei Minuten, und niemand im Raum weiß so recht, was der Auftritt eigentlich sollte. Marcello, Kolumnist des Berliner Programmzeitschrift 030, ist Moderator des diesjährigen Planet-Pro-Berlin-Festivals am kommenden Samstag an der Siegessäule. Natürlich ist die ganze Sache totalmegasuperduperachundsowieso – die Superlative purzeln nur so aus Marcellos Mund. Alle wolle man mitnehmen, Musik sei etwas für jung und alt und Planet Pro Berlin für jene, denen der Karneval der Kulturen zu einseitig sei.

Noch im letzten Jahr wollte man die europäische Jugend- und Klubkultur abbilden, so eine Erklärung auf der alten Webseite. Diesmal geht es „um alle Generationen“, bestätigt Jeannie Foitzik, Veranstalterin des Festivals. Man wolle ein „jugendliches Straßenfest“, Ältere sollen sich durch die Rockabilly-Bühne angezogen fühlen, und man hoffe auf ein „Klubfeeling für alle, nicht nur für Insider des Berliner Nachtlebens“. Und überhaupt: Am liebsten wäre Marcello ein „zehnstündiger Mitsingmarathon“.

Man hat sich also eine Menge vorgenommen mit zwölf Bühnen auf der 1,2 Kilometer langen Straße des 17. Juni. Da ist es natürlich lobenswert, dass niemand Eintritt bezahlen muss. In welchem Rahmen sich aber die Preise der Gastronomieanbieter bewegen werden, weiß niemand.

45.000 Besucher erwartet Jeannie Foitzik – nicht gerade wenig. Doch der Charakter der Veranstaltung ist irgendwo im ach so großen Spektrum an Musikrichtungen und Zielgruppen verloren gegangen. Die Planet Pro Berlin, im vergangenen Jahr als Ersatz für die damals ausgefallene Loveparade gegründet, will sich nicht angreifbar machen, man will nur gefallen. Elisabeth Rank