Sich immer wiederholende Muster

betr.: „Nahöstliche Regression“ von Kai Hafez, taz vom 3. 8. 06

Kai Hafez, der in seinem Artikel deutschen Intellektuellen sowie Micha Brumlik das bewusste Ausblenden von geschichtlichen Zusammenhängen im Nahostkonflikt vorwirft, blendet selbst (ob unbewusst oder bewusst) auf einseitige Weise und gravierende Art geschichtliche Zusammenhänge aus. Er verkennt das sich immer wiederholende Muster, das sich seit der Staatsgründung Israels fortsetzt: Terroristische oder kriegerische staatsbilligende Angriffe an allen Grenzverläufen Israels aus oder von arabischen Staaten, die sich bis heute immer wieder einigen, im „gerechten Kampf“ gegen einen israelischen Staat. Und ebenso Selbstmordanschläge der Palästinenser im Lande. Und Israel reagiert meist mit harten militärischen Gegenschlägen. Wie hat Israel auf solche kriegerischen, tödlichen Angriffe – sie kosteten in 48 Jahren mehrere tausend Israelis das Leben – von (sich selbst ernannten) arabischen Feinden angemessen zu reagieren, die nach Kai Hafez 1. Israel selbst erschaffen hat, also auch dafür die Schuld trägt, 2. harmlose Grenzübergriffe darstellen, 3. Israel als Alibi für ihre Invasionspolitik dienen?

Wer so die Geschichte des jüdischen Volkes ausblendet, die Gefühle und Ängste einer ganzen israelischen Nation als Hirngespinste abtut und Israel als staatsterroristische Besatzungs- und Militärmacht verurteilt, der polarisiert in die Guten (namentlich von Hafez: Hisbollah, Hamas, französische Regierung) und die Bösen (Israel und die Mitschuldigen USA und BRD). Und macht somit das, was er den deutschen Intellektuellen vorwirft, deren Namen er uns vorenthält. Kai Hafez verhindert mit seiner israelfeindlichen Meinung – die „Holocaust-Brille“, die er der deutschen Politik vorwirft, könnte ihm zu mehr Objektivität verhelfen – eine zum Frieden verhelfende Sichtweise, eine Chance zur Verständigung und Koexistenz.

RENATE KRAMER, Trochtelfingen