Aus der DDR nach Gibraltar

Sportwettenanbieter und Werder-Sponsor B(etand)win droht heute der Entzug seiner DDR-Konzession. Wie die Kicker am Sonntag in Hannover auflaufen, ist unklar. In Bremen darf weiter geworben werden – zumindest bis Monatsende

Noch ist es nicht sicher, doch die Anzeichen verdichten sich: Heute könnte dem deutschen Ableger des Sportwettenanbieters „Betandwin“ vom sächsischen Innenministerium die Konzession entzogen werden. Entsprechende Meldungen der Süddeutschen Zeitung wurden gestern nicht dementiert – weder in Dresden, noch in Bremen.

Dem aktuellen Werder-Sponsor, der sich derzeit in „Bwin“ umbenennt, soll verboten werden, via Internet Wetteinsätze aus Deutschland anzunehmen. Die Innenminister der Länder sowie ihre Ministerpräsidenten berufen sich dabei auf Paragraf 284 des Strafgesetzbuches. Der verbietet das öffentliche Glücksspiel ohne behördliche Erlaubnis. Ob das Unternehmen über eine gültige Lizenz in Bremen verfügt, ist jedoch strittig.

Unterdessen wurde bekannt, dass das derzeit vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen anhängige Eilverfahren gegen den Wettanbieter nicht vor Monatsende entschieden wird. Das Verwaltungsgericht hatte Werder Bremen in erster Instanz erlaubt, vorerst weiter für „Bwin“ zu werben. Dabei habe es allerdings „verkannt“, monierte das klagende Stadtamt Bremen, dass die Firma nicht nur in Sachsen, sondern via Internet auch in Bremen Wetten anbiete. Dies sei von der noch zu DDR-Zeiten erteilten Gewerbegenehmigung nicht gedeckt und in Bremen illegal.

Vor seiner Entscheidung will das Oberverwaltungsgericht erst den Wettanbieter anhören, sagte der zuständige Richter Michael Göbel. Vorerst dürfe Werder also auf seinen Kicker-Trikots weiter für „Bwin“ werben – in Bremen.

Ob dies auch für den Bundesliga-Auftakt von Werder in Hannover gilt, hängt von einem weiteren Gerichtsverfahren ab. Das niedersächsische Innenministerium hat Werder nämlich untersagt, beim Spiel am Sonntag für „Bwin“ zu werben, der Fußball-Bundesligist dagegen vor dem Verwaltungsgericht Hannover Klage erhoben. Eine Entscheidung steht noch aus.

Betandwin, in Wien an der Börse notiert, hat in Deutschland rund eine Million Kunden, die täglich auf rund 8.000 Sportereignisse wetten können. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Norbert Teufelsberger, kündigte an, im Falle eines Konzessions-Entzugs vom Land Sachsen 500 Millionen Euro Schadenersatz einfordern zu wollen. Zugleich verwies Teufelsberger darauf, dass das Unternehmen noch über eine Lizenz aus Gibraltar verfüge – und auf dieser Basis weiterhin im Internet Wetten anbieten wolle.

mnz