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Der Tango Argentino, der gerade nicht nur in seinen elektronischen Varianten allerorts eine Renaissance erlebt, ist, folgt man einer der schönsten Definitionen, ein getanzter trauriger Gedanke. Dasselbe lässt sich ohne Abstriche auch von seinem finnischen Bruder behaupten. Um dessen Popularität macht sich in der Hansestadt seit einigen Jahren vor allem Timo Grön-Valtonen verdient, der Sänger und Gründer des Quartetts Tangon Taikaa – was so viel heißt wie „Zauber des Tangos“. Dessen Vater hat schon im finnischen Karelien im Anschluss an das sonntägliche, allseits beliebte Bingo Tangos aufgelegt. 1995 veranstaltete Grön-Valtonen in der finnischen Seemannskirche sein erstes deutsch-finnisches Tango-Konzert. Seiner unermüdlichen Arbeit als deren Musiker, Kantor und Konzertveranstalter hat jene es auch zu verdanken, dass das Kulturzentrum es 1999 auf Platz acht in der Liste der besten Hamburger Clubs geschafft hat. Am Samstagabend werden die studierten Jazzmusiker – die schon für Größen wie Giora Feidman und Tom Waits gespielt haben – auf der Barkasse MS Hedi mit schweren Melodien Finnland nicht nur geographisch versuchen näher zu kommen und einen Einblick in die Tiefe der finnischen Tangoseele gewähren. Danach legt DJ Litmanen Musik desselben Stils auf.

Aus der entgegengesetzten Himmelsrichtung kommend und nicht ganz so stilsicher macht ebenfalls am Samstag das „Barcelona International Festival of Advanced Music and Multimedia Art“ Sónar im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musikfestivals einen Abstecher in die Kampnagelfabrik. Neue Wege audiovisuellen Ausdrucks in digitaler Sprache wird dann die Performance des Projekts Telcosystems suchen, welches sich aus Mitgliedern von „0010“, „Minuszero“, „D:U:M:B“ und „DLF“ rekrutiert. Der niederländische Elektronik-Botschafter Jochem Paap aka Speedy J präsentiert im Anschluss mit dem Projekt „5.1“ seine Vorstellung von Techno und IDM, die sich irgendwo zwischen Abstraktion und industrieller Musik bewegt. Danach mischen seine Landsleute MC Pete Philly und Perquisite HipHop mit allerlei anderen Stilen – Soul, Psychedelica, klassischer Musik und gebrochenen Beats. In eine ähnliche Richtung gehen schließlich C-Mon & Kypski, deren HipHop-Quartett sich von Funk, Rock und Polka beeinflussen lässt. ROBERT MATTHIESTangon Taikaa: Sa, 12.8., 18 Uhr, MS HediSonarSound: Sa, 12.8., 21.00 Uhr, Kampnagel