ADMIRALSBRÜCKE
: Polizei und Mediation

Erst spät in der Nacht sinkt der Lärmpegel

Gleich zwei Mediatorinnen haben die Touristen auf der Admiralsbrücke jetzt am Hals. Aber so häufig sind die gar nicht da. Ich meine die Mediatorinnen. Die Touristen natürlich schon. Nur einmal habe ich sie gesehen. Da haben sie einen Flyer verteilt, in dem sie erklären, was eine Mediation ist.

Ich weiß das auch nicht, also lese ich: „Mediation bedeutet Vermittlung durch professionelle, neutrale Personen.“ Professionelle also, denke ich. Aber was sind ihre Ziele? „Ziele der Mediation: sich beteiligen. Verantwortung stärken. Veränderungen schaffen. Lösungen finden. Konflikte vermindern.“

Wenn es sie noch gäbe, die in meinem Haushalt von Wiglaf Droste eingeführte Phrasenkasse, die Mediatorinnen wären ihr Geld schnell wieder los, das gerade an der sozialen Sollbruchstelle gluckert.

Wenn es doch etwas ruhiger geworden ist, dann liegt das an der Polizei, die jetzt auch häufig auf der Brücke herumhängt und mit den Leuten mediatiert, also sich beteiligt und das alles. Sie ist ausgesprochen höflich und sagt der siebenköpfigen Kombo aus New Orleans, „the music is too loud for the Anwohner“.

Aber so schnell können sie eine Lärmquelle gar nicht stopfen, sofort sprudelt woanders eine neue. Am Urbanhafen sehe ich eine fahrbare DJ-Anlage mit zwei Plattentellern, und von einem im Kanal schippernden Boot ruft einer durchs Megafon: „Bionade, Bier … Was soll’s sein?“

Erst spät in der Nacht sinkt der Lärmpegel. Ich sitze auf meiner Veranda, die gar keine Veranda ist, sondern ein Fenster zur Straße. Fast lasse ich mich von der trügerischen Stille einlullen, aber da kommt schon die nächste Lärmquelle um die Ecke.

Es ist eine Disco auf Rädern mit riesigen Boxen, die in düsenjägerlauter Beschallung die Leute mit Shakira wieder auf Vordermann bringt. Es hätte ja jemand einpennen können.

KLAUS BITTERMANN