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: Suri im Quadrat

Die „Gala“ lässt sich vom „Lifestyle“ befruchten. Wie erhaben!

Spiegel Online berichtet, Suri, Tochter von Tom Cruise, sei die angesagteste Epiphanie der Popkultur. Deppen, die das Fremdwörterbuch aufschlagen müssen, um den Alltagsbegriff zu übersetzen. Eine Erscheinung hat demnach Toms Verlobte, Katie Holmes, dem Mimen in die Wiege gepresst. Die Öffentlichkeit blieb bislang von diesem Genuss ausgeschlossen, kein fotografisches Abbild hat Tom, der während seiner Ehe mit Nicole Kidman als zeugungsunfähig galt, bisher herausgerückt.

Mit einer ganz anderen Epiphanie schlägt sich dieser Tage Peter Lewandowski, Chefredakteur der Gala, herum. Auch er hatte eine Erscheinung. Vor seinem inneren Auge erschien ihm, wie er „die Lifestyle-Kompetenz“ seines „Premium-Peoplemagazins“ „unterstreichen“ könne. Man muss – hier wirkt das Cruise-Prinzip der Ei-Samen-Schmelze aus zwei mach eins – „aktuelle Informationen und Inspirationen aus verschiedenen Trendwelten in einem eigenen Buch“ bringen.

Wir wollen jetzt nicht über die Redundanz von aktuell und Trend ulken und auch nicht über Inspirationen unken. Wir wollen der Presseerklärung zu Lewandowskis Epiphanie weiter folgen (und verkneifen uns das beliebte Spiel: eins von den Dingen hier passt nicht): „Die Themenpalette reicht von Reise und Technik über Gourmet und Kino bis hin zu Literatur und Musik.“

Und als wäre die Gala, die immer topaktuell die Verlobungsringe von geschiedenen Stars zeigt, die vermeldet, wenn Alexandra Kamp sich neue Schuhe gekauft hat, und leider Heidi Klum nur noch zusammen mit dem dummen Seal vor die Kamera bekommt, ein eindimensionales Blatt, kündet man stolz: „Gala trägt damit der umfassenden Bedeutung des Begriffs ‚Lifestyle‘ Rechnung.“ Hammer des Fortschritts, wie hast du eingeschlagen! Im Jahr 2006, 15 Jahre nachdem Max begann, Audi-Fahrern die Grundregeln des Lebensstils zu lehren, entdeckt Herr Lewandowski die Kraft des Konglomerats aus Waren und Kultur für sein Plapperblatt.

In Hollywood haben einige Stars eine Erscheinung, auch bekannt als „Epiphanie“, gehabt: Sie haben Suri gesehen. Jetzt preisen sie ihre Schönheit. Ein Foto, so resümiert der Spiegel-Autor Daniel Haas, wäre im Sinne des Erscheinungsverwalters Tom Curise nur kontraproduktiv. Es würde „der Erhabenheit des Phänomens nicht gerecht“. Am Ende des Gedankens steht für Haas das Bild „Schwarzes Quadrat“ von Kasimir Malewitsch. Eine hübsche Philosophie, die sich auf Peter Lewandowskis Bedeutungspostille Gala übertragen lässt: Manche Ideen stehen so über allem, sie sollten in Form schwarzer Flächen umgesetzt werden.

Silke Burmester