Die Wahrheiten des Herrn K.

SPENDEN Der designierte Wirtschaftssenator Ian Karan hat zugegeben, nach der Schill-Partei auch die Initiative gegen die Schulreform gesponsert zu haben

Begeisterung klingt anders: „Jeder Partner entscheidet selbst über sein Personal“, erklärte am Montag der GAL-Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan im Hinblick auf den designierten Wirtschaftssenator Ian Karan. Der von der CDU nominierte parteilose Unternehmer hatte am Sonntag eingeräumt, seinen Lebenslauf „frisiert“ zu haben. „Ich begrüße es, dass er diese Angabe nun zurechtgerückt hat“, so Kerstan, der die Korrekturen nicht bewerten wollte. Auf dem GAL-Parteitag am Sonntag hatte die Nachricht von Karans Beichte vornehmlich für Kopfschütteln und Augenrollen gesorgt.

Da wussten die Grünen noch nicht, dass Karan beim Volksentscheid über die Schulreform die Gegner von der Initiative „Wir wollen lernen“ mit einem „vierstelligen Betrag“ finanziell unterstützt hat. Das bestätigte Karan am Montag dem Fernsehsender Hamburg 1. Er sei sich „nicht ganz im Klaren darüber gewesen, was das bedeutet“. Später habe er einen fünfstelligen Betrag an die Pro-Reform-Initiative „Chancen für alle“ überwiesen.

Am Sonntag hatte der 71-Jährige bereits gestanden, die deutsche Staatsbürgerschaft 2009 nicht wie von ihm behauptet auf Anraten von Kanzlerin Angela Merkel angenommen zu haben. „Merkel hat mich niemals dazu aufgefordert“, sagte Karan. Der 1939 in Sri Lanka geborene und seit 1968 in Hamburg lebende Karan war bis dahin britischer Staatsbürger gewesen. Von der London School of Economics sei er nicht wegen einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg geflogen, sondern wegen zu vieler Fehlzeiten.

Auch habe er der Schill-Partei zu Beginn der 1990er Jahre nicht nur eine Spende zukommen lassen, sondern drei. Insgesamt habe er 44.500 Euro gespendet, das letzte Mal für die Bürgerschaftswahl im Februar 2004. Der designierte Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) halte dennoch an Karan fest, erklärte eine Senatssprecherin.

Die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn, wünscht sich Konsequenzen. „Drei Lügen schon vor Amtsantritt: Herr Karan ist nicht zumutbar“, befindet sie. SPD-Fraktionschef Michael Neumann hingegen setzt auf Bewährung: „Weitere negative Überraschungen darf es nicht geben.“

Der Hamburger DGB forderte Karan auf, auf sein Amt zu verzichten. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie Herr Karan die wichtige Aufgabe des Wirtschaftssenators noch unangefochten und glaubwürdig ausfüllen will“, erklärte DGB-Chef Uwe Grund.

Karan soll zusammen mit den weiteren alten und neuen Senatsmitgliedern am Mittwoch in der Bürgerschaft vereidigt werden. SVEN-MICHAEL VEIT