Aller Aufstieg ist schwer

Schwarze Bildschirme und flüchtende Brasilianer: Alemannia Aachen und VfL Bochum feiern Erstliga-Comeback

Die schwarz-gelb Seher

Der 3. Mai 1970 war ein milder Sonntag. 2.500 Zuschauer auf dem Aachener Tivoli begleiteten die heimische Alemannia in die zweite Liga. Der MSV Duisburg wurde 3:2 besiegt. Applaus trotz Abstieg. Auch sonst waren die Zeiten recht entspannt: Willy Brandt war Bundeskanzler der sozial-liberalen Koalition, Bob Dylan erholte sich von seinem Motorradunfall und startete seinen „New morning“ und im Fernsehen gab es drei Programme – lediglich im Dreiländereck konnte man über die Grenzen nach Belgien und Holland schauen.

Am kommenden Wochenende gibt die Alemannia nun ihr Bundeliga-Comeback. Nach 36 Jahren. Und wieder werden 2.500 Fans das Team begleiten. Diesmal in die Leverkusener Bay-Arena. In Berlin regiert derweil die große Koalition, Bob Dylan veröffentlicht sein 44. Album und das Fernsehen hat sich digitalisiert und vervielfacht – nur leider nicht in Aachen. Die Fans des Aufsteigers bleiben vorerst vom totalen Fußball ausgeschlossen. Pay-TV-Sender Arena darf über das Kabelnetz der Grenzstadt nicht senden. Was bleibt? Die einmalige Free-TV-Konferenz auf Sat1, der Videotext oder das alte Radio. „Die Gemütslage der betroffenen Aachener Kabelkunden verschlechtert sich zusehends“, sagt Aachens Geschäftsführer Bernd Maas. Und das Wetter wird auch nicht besser. Tolle Aussichten.

Der last minute Bucher

Eigentlich war es ein großes Missverständnis. Im Sommer 2003 verpflichtete der VfL Bochum den ersten Brasilianer der Vereinsgeschichte: Eduardo Goncalves, genannt Edu. Der damalige Trainer Peter Neururer wusste nichts so recht anzufangen mit den Fertigkeiten des Linksfußes und wunderte sich über „taktische und sprachliche Mängel“. Also stellte er ihn in die Abwehr – leider auch im so genannten „wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte“.

Am 30. September 2004 traf der VfL in der ersten Runde des Uefa-Cups auf Standard Lüttich. Alles war okay, bis zur vierten Minute der Nachspielzeit. Edu säbelte im eigenen Strafraum über den Ball, Lüttich traf, der VfL schied aus, verspielte fünf Millionen Euro und stieg noch in der selben Saison ab. Später wurde Edu rehabilitiert und zum Angreifer umgeschult. Zu Beginn der letztjährigen Zweitligasaison traf er links wie rechts und verwirrte seine Gegner mit breakdanceartigen Einlagen. Doch irgendwann stellte Edu die Torproduktion ein. Trainer Marcel Koller setzte den zwischenzeitlichen Publikumsliebling auf die Bank. Edu schmollte und bekam dicke Mandeln. Nun wechselt er zum FSV Mainz – dem ersten Gegner des VfL. Wird Mainz-Trainer Jürgen Klopp seinen „Wunschspieler“ morgen aufstellen? In der Abwehr der Mainzer wäre auf jeden Fall noch Platz.

HOLGER PAULER