: DocMorris darf kommen
Gesundheitssenatorin Knake-Werner begrüßt die Entscheidung, holländische Arzneihändler zuzulassen. Für Berlin liegt noch kein entsprechender Antrag vor
Dass es in Berlin mehr Apotheker als Bäcker oder Fleischer gibt, hat wohl viel damit zu tun, dass statt Handwerksbetrieben Supermärkte und Billig-Backläden wie Pilze aus dem Boden schießen. Allerdings dürfte auch der Umstand eine Rolle spielen, dass es in Deutschland überaus attraktiv ist, Apotheken zu betreiben – der Markt ist geschützt wie kaum ein anderer Bereich. Diesen Sonderstatus bezahlen die Versicherten – mit ihren Beiträgen und hohen Arzneimittelpreisen.
Ein Umstand, den sich die niederländische Internet-Apotheke DocMorris zunutze macht. Von ihrer ersten Filiale Deutschlands aus, in Saarbrücken, will sie den deutschen Markt erobern – vor allem mit günstigen Preisen. Im Internet vertreibt DocMorris bereits Medikamente, die bis zu 30 Prozent günstiger als in Deutschland sind.
Dass DocMorris seine Filiale nach einer Entscheidung des Saarbrücker Landgerichts weiterbetreiben kann, wird in Berlin begrüßt. „Ein niedergelassener Arzt arbeitet nicht schlechter als ein angestellter“, sagte gestern Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner. Das gleiche könne man von Apothekern erwarten. „Solange die Beratungsqualität gewährleistet bleibt, ist es egal, in welcher Rechtsform eine Apotheke betrieben wird.“ Bislang müssen Apotheken inhabergeführt sein, ein Apotheker darf nicht mehr als drei Apotheken besitzen. Ein Vorstoß wie der von DocMorris in Saarbrücken ist in Berlin derzeit noch nicht zu sehen. Bislang gebe es noch keine entsprechenden Antrag.
In Berlin gibt es rund 870 Apotheken; auf eine Apotheke kommen rund 3.500 bis 4.000 Einwohner. Ein Zahlenverhältnis, das seit 300 Jahren nahezu konstant geblieben sein soll, heißt es im Berliner Apothekerverband. Hier ist man über die Entwicklung im Saarland allerdings nicht begeistert. Die Entscheidung der saarländischen Landesregierung, DocMorris zuzulassen, sei eine Entscheidung gegen geltendes Recht gewesen, ärgert sich Verbandsgeschäftsführer Friedrich-Wilhelm Wagner. „Wo kommen wir denn hin, wenn sich ein vereidigter Minister unter Hinweis auf irgendein Gutachten über geltendes Recht hinwegsetzt?“ ROT