DIE TELEKOM VERHÄLT SICH NOCH IMMER, ALS SEI SIE EIN MONOPOLIST
: Nichts dazugelernt

Wer heute einen Festnetzanschluss mit DSL-Flatrate bestellt, zahlt bei der Telekom leicht doppelt so viel wie bei der Konkurrenz. Kein Wunder, dass der ehemalige Monopolist hunderttausende Kunden verliert und Umsatz wie Gewinn einbrechen. Doch die Geschäfte des ehemalige Staatsunternehmens laufen auch im Mobilfunk und bei den Geschäftskunden immer schlechter. Die Ursache ist in allen Bereichen dieselbe: Die Preise der Telekom sind oft nicht wettbewerbsfähig. Wie groß muss der Leidensdruck der Telekom noch werden, bis sich daran etwas ändert?

Bislang tut sich der Konzern sichtlich schwer damit, auf die neuen Konkurrenten zu reagieren. Dabei hat Konzernchef Kai-Uwe Ricke es in den letzten Jahren nicht am Sanierungswillen fehlen lassen. Vor allem die Kosten hat er drastisch reduziert: Bis 2008 wurden insgesamt 19.000 Arbeitsplätze gestrichen. Auch die gigantische Verschuldung von 64 Milliarden Euro hat er in nur vier Jahren auf 38 Milliarden Euro reduziert. Nur wenig ändern konnte Ricke offenbar innerhalb des Konzerns an der trägen Haltung zum Wettbewerb. Wie noch zu Monopolzeiten kommen sich viele Telekom-Kunden oft als Bittsteller vor. Auch hat der bisherige Preiskampf dazu geführt, dass sich die unabhängigen Telekom-Sparten untereinander kannibalisieren – so bietet T-Mobile Festnetztelefonie an und schadet damit der Festnetztochter T-COM.

Statt ihre Kunden mit attraktiven Angeboten und günstigen Preise zu überzeugen, setzt die Telekom auf alte Monopolrezepte. Bestes Beispiel ist das neue superschnelle VDSL-Netz, über das auch Fernsehprogramme übertragen werden. Von der Bundesregierung ließ sich die Telekom zusichern, die Konkurrenten mindestens für drei Jahre vom VDSL-Netz fernhalten zu dürfen. So kann sie in Ruhe hübsche Monopolgewinne einfahren. Die EU-Kommission steht auf den Barrikaden – zu Recht. Aber die Telekom lernt offenbar nur auf die harte Tour: Gemeinsam werden EU-Kommission, Konkurrenten und der Druck der Kunden den Mentalitätswandel erzwingen müssen.

TARIK AHMIA