Arbeitgeber fordern Gratis-Kitas

Der Arbeitgeberverband will den Kindergarten als Vorschule etablieren – kostengünstig

BERLIN taz ■ Die Gratis-Kita hat weitere Fürsprecher gefunden. Der Bund der Deutschen Arbeitgeber (BDA) appellierte gestern an die Kultusminister, in ihren Ländern so schnell wie möglich ein gebührenfreies Vorschuljahr einzuführen und alle Kinder zum Besuch zu verpflichten. Längerfristig wünscht sich der BDA sogar, dass alle Kinder ab drei Jahren obligatorisch in den Kindergarten „eingeschult“ werden.

In einem Positionspapier zur frühkindlichen Bildung, das der BDA gestern vorstellte, plädiert der Verband dafür den Kindergarten als erste Stufe des Bildungssystems zu etablieren. Immer schlechtere Bewerbungen und hohe Kosten für die nachholende Bildung von Jugendlichen haben auch Arbeitgeber darauf aufmerksam gemacht, dass man bereits in der frühkindlichen Bildung ansetzen kann. „Wir müssen Potenziale früher erkennen und nutzen“, fordert BDA-Hauptgeschäftsführer Peter Clever. „Kostengünstig und mit wenig Aufwand.“

Dafür sollen die Länder stärker zusammenarbeiten. So fordert der Arbeitgeberverband einen bundesweiten Bildungs- und Erziehungsplan, der festlegt, was Kinder, die eingeschult werden, zu können haben. Bildungsstandards also, wie sie die Kultusminister 2004 bereits für die Schulen beschlossen haben. Auch die Qualifikation der Erzieher müsse verbessert werden, meint Clever. In Deutschland sind Erzieherinnen mit Hochschulabschluss noch die Ausnahme.

Doch während die Arbeitgeberverbände klare Forderungen an die Kultusminister stellen, halten sie sich mit Appellen an die eigenen Mitglieder zurück. „Natürlich ist es großen Unternehmen möglich, finanziell unmittelbar in die frühkindliche Förderung einzusteigen“, meint Clever. Doch favorisieren es die Arbeitgeber, wenn nicht die Unternehmen, sondern die älteren Geschwister zahlen: Studiengebühren erhöhen und Kindergartengebühren senken, lautet ihre Forderung.

Als „Ausnahmeprojekt“ bezeichnet sich das Projekt „Offensive Bildung“ der BASF. Im Rahmen dieses Projekts arbeitet der Konzern in Ludwigshafen mit 89 Kindertagesstätten zusammen und stellt dafür jährlich 5 Millionen Euro bereit. Davon erhofft man sich „eine langfristig positive Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit und eine höhere Attraktivität des Standortes“, sagt eine Sprecherin. Ansonsten empfiehlt der BDA Bewährtes: Betriebsführungen für Kindergartengruppen etwa. Die sind zudem kostengünstig und nicht aufwändig. SOPHIE HAARHAUS