: „Kinder müssen dabei sein“
Erstes Alkoholtherapie-Zentrum für Eltern mit Kind
■ leitet das Suchttherapiezentrum in Hummelsbüttel. Sie ist Psychiaterin und Psychotherapeutin Foto: privat
taz: Frau Darboe-Bergmann, warum halten Sie es für wichtig, dass Kinder alkoholabhängiger Eltern bei der Therapie anwesend sind?
Helga Darboe-Bergmann: Weil sie den Entwöhnungs-Prozess nach der Entgiftung mitbekommen müssen. Gerade bei Kindern wird die Alkoholsucht der Eltern tabuisiert. Dafür gibt es keinen Grund. Sie müssen dabei sein bei den Hochs und Tiefs, durch die ihre Eltern gehen. Wenn man die Kinder vier Monate aus der Therapie ausschließt, verstehen sie den Wandel der Eltern nicht. Außerdem haben durch unser Angebot auch Alleinerziehende, die ihre Kinder nirgends unterbringen können, erstmals in Hamburg eine Chance auf Therapie.
Was erwartet die Kinder konkret, während ihre Eltern in den Therapiesitzungen beschäftigt sind?
Das kommt auf das Alter an. Die Kleinen werden hier betreut, wer in den Kindergarten oder in die Schule geht, wird per Shuttle hingebracht. Das ist der große Vorteil des Standorts Hamburg: Die Kinder werden nicht aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen. Sie wohnen mit Vater oder Mutter auf einem Zimmer, verbringen Zeit mit ihnen. Außerdem haben sie eine eigene Gesprächsgruppe, der sie sich öffnen können. So erfahren sie, dass sie sich nicht für die Krankheit ihrer Eltern schämen müssen.
Es gibt bisher vor allem Mutter-Kind-Angebote in Deutschland. Haben Sie schon Anmeldungen von Vätern?
Bisher leider noch nicht. Aber wir sind sicher, dass da Bedarf besteht. INTERVIEW: EMS
Eröffnung: 11 Uhr, Suchttherapiezentrum Hamburg