„Andere Städte können es“

ANHÖRUNG Auf Einladung von Die Linke referiert Fritz Storim über Bremens Rolle für die Atomindustrie

■ promovierter Physiker, Mitarbeiter des Vereins Messstelle für Arbeits- und Umweltschutz (MAUS e.V.)

taz: Herr Storim, darf sich Bremen überhaupt gegen Atomtransporte sperren?

Fritz Storim: Juristisch ist das unklar. Andere Städte können es jedenfalls: So hat sich Wilhelmshaven schon 1987 gegen den Transport radioaktiver Materialien und deren Umschlag in allen Hafenbereichen ausgesprochen und Niedersachsen aufgefordert, keine Genehmigung dafür zu erteilen – mit Erfolg.

Das Bremer Moratorium von Februar ist nicht so wirksam…

Die Bürgerschaft hat nur beschlossen, „alle Möglichkeiten auszuschöpfen, unnötige Atomtransporte durch Bremen zu verhindern“. Und Senator Martin Günthner betont ja, dass der Hafen ein Universalhafen sein soll – indem alle verschiffbaren Güter ausnahmslos verladen und gelöscht werden.

Ist das Geschäft denn so groß?

Als wir das recherchiert haben, waren wir selbst überrascht, von wo oder wohin da transportiert wird: Russland, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Schweden,Schweiz, Kanada, Spanien, Belgien, Schweiz, Großbritannien, aus den USA und in die USA, Argentinien, Australien, Süd-Korea, Kasachstan, Namibia…

Allein über Bremerhaven?

Bremerhaven, Bremen und Hamburg. Und das bekommt kaum jemand mit. Also kann sich auch niemand davor schützen. Dabei gehen die Transporte durch bewohntes Gebiet.

Und dagegen hilft Protest?

Die Transporte sind eine Achillesverse der Atomindustrie: Wenn die durch politischen Druck unmöglich gemacht werden, müssen die ihre Anlagen abschalten. INTERVIEW: BES

Energiepolitische Anhörung der Linksfraktion: 19-21 Uhr, Haus der Bürgerschaft. Infos: www.maus-bremen.de und nadir.org/sand