Mit unentwegter Freude

FILM Ein märchenhafter Traum von einer besseren Welt – Nordkorea-Filmwoche im Babylon startet mit einer romantischen Komödie

Es ist von einem weiteren glorreichen Sieg der Arbeiterklasse zu berichten, die mit entsprechendem revolutionären Geist bekanntermaßen alles erreichen kann. Wenn es sein muss, sogar die Errichtung mit anschließender Beziehung von Luftschlössern. So jedenfalls lässt sich der Film „Comrade Kim Goes Flying“ aufs Knappste schon zusammenfassen, mit dem man am Montagabend die Nordkorea-Filmwoche im Babylon Mitte startete. In der Produktion aus dem Jahr 2012 geht es um eine junge Bergbauarbeiterin, die sich ihren Traum vom Fliegen mit tatkräftiger Unterstützung der Kollektive tatsächlich erfüllen kann und es aus den Kohlegruben heraus als Trapezkünstlerin bis ganz nach oben in die Zirkuskuppel schafft.

Ein Märchen. Und das in diesem Film gezeigte Nordkorea ist ein unbedingt freundliches und hübsch aufgeräumtes Land aus der Margarinewerbung, in dem man mit unentwegter Freude an der Planübererfüllung den steten Aufbau des Landes schultert. Für die Arbeiterklasse ist so was doch ein Klacks.

Aber man wurde eingangs ja gleich freundlich gewarnt. Dass der Film zu hundert Prozent fiktiv sei, nichts Dokumentarisches an sich habe und auch nichts Politisches. Halt eine romantische Komödie, wie man sie sich überall auf der Welt gern anschaut im Kino. Wobei man hier mit seinen westlich geschulten Augen die in Zuckerwatte eingepackten Slogans von der Kraft der Arbeiterklasse angesichts der Zustände im Land doch fast als beinharte Satire zu sehen meinte. Von dem auch am Montag in Genf vorgestellten UN-Bericht, der Nordkoreas Führung die Versklavung und das Aushungern der eigenen Bevölkerung vorwirft, war im Babylon Mitte – wenig überraschend –nichts zu hören.

Höflich beklatscht

Vor dem Kino nutzten Genossen der Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands die Gelegenheit, auch noch ältere Exemplare ihrer Zeitung unters zu agitierende Volk zu bringen, weil da in der Ausgabe vom Mai des vergangenen Jahres eben ein Artikel über den „imperialistischen Kreuzzug gegen Nordkorea“ zu lesen ist. Ins Kino waren zur Eröffnung der Filmwoche im gut gefüllten, nicht ganz ausverkauften Saal Nordkoreas Botschafter gekommen und Gäste von Korfilm, der Produktionsfirma des recht abgeschotteten Landes.

In der Fragerunde nach dem eher höflich als entschieden beklatschten Film konnten die dann darauf verweisen, dass der in ihrem Land sehr erfolgreich sei und überhaupt als erster nordkoreanischer Film auf Festivals ins Südkorea zu sehen war. Was mit daran liegen mochte, dass es sich bei „Comrade Kim Goes Flying“ um eine nordkoreanisch-europäische Koproduktion handelte mit dem Briten Nicholas Bonner und der Belgierin Anja Daelemans. Weitere Koproduktionen mit dem Ausland, sagten die Korfilm-Vertreter, seien in Planung. Und ja, antworteten sie auf entsprechende Frage, Nordkoreas Führer Kim Jong Un habe den Film gesehen. Er habe ihm gefallen.

Wahrscheinlich hätte er auch seine Freude an den weiteren Filmen, die noch bis Samstag bei der (nach 2011 bereits zweiten) Nordkorea-Filmwoche zu sehen sind. Ältere Produktionen zumeist, in Erinnerung an den Koreakrieg. Inhaltsangaben lesen sich dann zum Beispiel so beim Film „Kang Ho Yong“: der titelgebende Held „kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln für den Sieg seines Vaterlandes“. THOMAS MAUCH

■ Nordkorea-Filmwoche bis 22. 2. im Babylon Mitte. babylonberlin.de