… „B.Z.“-KOLUMNIST GUNNAR SCHUPELIUS?
: Den Volkszorn bemühen

Ob Gunnar Schupelius an vorzeitigem Samenerguss leidet, wissen wir nicht. Wollen wir auch nicht wissen. Es ist allein an ihm, ob und wem er solche intimen Details preisgibt.

Dass Gunnar Schupelius sich über Plakatwände aufregt, die für Therapien der Ejaculatio praecox werben, ist uns dagegen bekannt, weil wir, rein dienstlich natürlich, Springers B.Z. lesen. In – laut Eigenwerbung – „Berlins größter Zeitung“ ist Schupelius für den Volkszorn zuständig, er tut das in einer Kolumne namens „Mein Ärger“. Tag für Tag reitet er wie ein preußischer Quijote gegen die Windmühlen der Political Correctness und findet alles schlecht, was andere gut finden: verständnisvolle Richter, Namensschilder für Polizisten, Flüchtlingscamps, Schlaglöcher.

Jetzt ereifert sich der Linken-Renegat (Ende der 80er saß Schupelius für die Autonome Linke im Schöneberger Bezirksparlament) über die „Sexualisierung des Alltags“. Überall würden Kinder mit sexuellen Botschaften konfrontiert – „jede Diskretion ist von gestern“.

Natürlich geht es dem Kolumnisten nicht um sexistische Werbemotive, die gerade unter Beschuss von links stehen. Sondern, neben der bereits erwähnten Pharmawerbung, um HIV-Aufklärungskampagnen, bei denen Kondome über Salatgurken gestreift wurden. Oder die Tatsache, dass in Drogerien jetzt Mini-Vibratoren feilgeboten werden.

Nun könnte man argumentieren, dass Sex und die Risiken, die damit verbunden sind, zum Alltag gehören. Und dass Intimität auch künftig intim bleibt. Oder wird hier irgendjemand dazu gezwungen, öffentlich Kondome anzuprobieren?

Man kann aber auch Herrn Schupelius empfehlen, sich einmal die Zeitung, für die er da schreibt, genauer anzusehen. Eine ganze Seite Anzeigen für Kaufsex in jeder Ausgabe („Viele Modelle ab 18 J. erwarten Dich“), redaktionelle Sex-Berichterstattung („Dirty Talk kann jeder“).

Auf derselben Ausgabe, in der Schupelius seinen „gerechten Zorn“ (B.Z.) über Gurkenkondome vergoss, prangte das Gesicht Sebastian Edathys mit dem großbuchstabigen Titel „Legal pervers“. Wie war das, Herr Schupelius? „Es muss wieder intim werden, was intim ist.“ CLP F.: Archiv