Reich, rechts, Kandidat

Millionäre sind in der US-Politik nicht selten. Um politische Karriere zu machen, ist viel Geld nötig. Dennoch ragt der Fall von Rick Scott heraus. Der 57-Jährige hat 50 Millionen Dollar ausgegeben, um Kandidat der RepublikanerInnen für den Gouverneurssitz im Bundesstaat Florida zu werden. Im ersten Schritt hat sich die Investition gelohnt: Bei den Vorwahlen hat der Außenseiter und politische Neueinsteiger, der eine brachiale Einwanderungspolitik nach dem Modell von Arizona praktizieren will, die Mehrheit bekommen. Er gewann gegen Bill McCollum, Justizminister von Florida. In ihrer Kampagne hatten beide Männer um die Unterstützung der rechtspopulistischen „Tea-Party-Bewegung“ geworben.

In der Politik ist der 57jährige Multimillionär Scott ein Neuling. Doch in Businesswelt, Justiz und Medien ist sein Name lange bekannt. Vor allem wegen seiner Verwicklung in den schwersten Betrug der öffentlichen Gesundheitsversorgung, den die USA je registriert haben.

Die Geschäftskarriere des Sohns eines Lkw-Fahrers und einer Büroangestellten begann in der High School, wo Scott Donuts verkaufte. Doch sein Vermögen verdiente er mit Spekulationen im Gesundheitsgeschäft. 1988 investierte er in sein erstes Gesundheitsunternehmen: Die „Columbia Hospital Corporation“. In den 90er Jahren kaufte er immer neue Anteile an Krankenhäusern und Labors hinzu und organisierte Fusionen. 1996 war der Health-Trust, der zu dem Zeitpunkt „Columbia/HCA“ hieß, das weltgrößte Gesundheitsunternehmen. Der Absturz kam ein Jahr später, als ErmittlerInnen milliardenschweren Betrug bei der „Columbia/HCA“ feststellten. Der Konzern hatte seine ÄrztInnen ermuntert, mit falschen Diagnosen, nicht stattgefundenen Labortests und unnötigen Krankenhausaufenthalten Geld von der öffentlichen Gesundheitsversorgung zu ergaunern.

Generaldirektor Scott wurde geschasst. Das Unternehmen musste 1,7 Milliarden Dollar Strafe und Entschädigungen zahlen. Doch Scott selbst musste nie vor Gericht. Und der Geschäftsmann kam wieder auf die Füße. Seit den 90er Jahren leitet der jetzige Kandidat für den Gouverneurssitz ein Investment-Unternehmen in Florida. DOROTHEA HAHN