Kurzkritik: sonarsound Hamburg
: Verloren im Noise-Kosmos

Es klingt, als würde man den Ohrenarzt-Hörtest mit den hohen Frequenzen neben den Niagara-Fällen machen. Oder als wäre man Teil eines herabstürzenden Geröllfeldes, während der Himmel unverhältnismäßig laute Morsezeichen sendet.

Dazu kämpft vorn auf der Leinwand das Weiß gegen das Schwarz. Genauer lässt sich das nicht sagen: Es ist bewegte Computerkunst und die ist so abstrakt wie die Klangcollage dazu. Es geht darum, dass der Noise-Kosmos groß ist, wenn man neueste Computer-Technik hat. Telcosystems heißen die Künstler. Danach kommen Speedy J und machen im gleichen Stil weiter, nur dass auf der Leinwand jetzt auch Farben sind.

Starker Tobak, diese ersten zwei von vier Programmpunkten der Veranstaltung „Sonarsound Hamburg“. Ziel war am Samstag auf Kampnagel, das Sónar-Festival, das die Ambitionierten unter den Elektronik-Musikern alljährlich in Barcelona zusammenführt, an die Elbe zu exportieren. Als Mini-Variante im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Telcosystems und Speedy J wären gut gewesen als Zusatzprogramm auf einer Nebenbühne. Als unumgängliche erste Hälfte einer langen Nacht aber waren sie lust- und nervtötend. Die anschließende HipHop-Jazz-Combo Pete Philly & Perquisite musste zu später Stunde stimmungsmäßig von ganz vorne anfangen. Und man glaubt dem Frontmann sofort, wenn er sagt: „Das Sónar in Barcelona, das ist anders.“ Klaus Irler