heute in bremen
: Noch weniger pädagogisch sein

Nach anderthalb Jahren gibt Thorsten Wilrodt seine Schlüssel als Leiter der Moks-Theaterschule „Junge Akteure“ ab

taz: Die „Jungen Akteure“ sind ein Kind der Kulturhauptstadt-Bewerbung, Sie waren der erste Erziehungsberechtigte. War das anstrengend?

Thorsten Wilrodt: Klar, aber es war ein angenehmer Stress. Neben unseren Kursen und Workshops haben wir sieben größere Produktionen gemacht, da kriegt man von den Jugendlichen auch viel zurück.

Was waren die Reize und Schwierigkeiten beim Aufbau der Schule?

Wir hatten rund 150 Teilnehmer zwischen acht und 24 Jahren, dazu kam die „Moks-Box“, das lief also gut. Aber nachdem ich wegen unüberbrückbarer Differenzen mit der Moks-Leitung gekündigt hatte, gab es eine ziemlich schwierige Übergangszeit.

Was waren die Streitpunkte?

Da kommt natürlich Persönliches und Konzeptionelles zusammen. Ich wollte zum Beispiel, dass bei der „Tank“-Produktion ein von uns gecoachter Jugendlicher Regie führt, damit das wirklich deren Sache ist. Stattdessen wurde eine Regisseurin engagiert, der dem Ganzen einen Profi-Produktionsanstrich gab, den es aber gar nicht erfüllen konnte. Außerdem wollte ich das Kurssystem anders organisieren. Meine Erfahrung ist, dass Jugendliche – im Gegensatz zu Kindern – vorrangig an Produktionen interessiert sind.

Tanja Springer und Martin Thamm aus Stuttgart übernehmen die Leitung jetzt als Tandem. Was kommt auf sie zu?

Die müssen die Jugendlichen natürlich erst mal kennen lernen und zusehen, dass die auch dableiben. Bei mir was das auch so. Und zweieinhalb Monate nach meinem Start stand die erste Premiere an.

Immerhin hat es die Schule geschafft, aus der Anschub-Finanzierung durch den Kulturhauptstadt-Fonds in die institutionelle Förderung zu kommen.

Als Institution sind die „Jungen Akteure“ mittlerweile etabliert. Jetzt muss es die Schule schaffen, über Bremen hinaus auf Festivals präsent zu sein.

Künftig leiten Sie die Theaterwerkstatt im Schlachthof. Wird das ein Konkurrenz-Unternehmen?

Das soll es nicht sein, aber von der Sache her ist es wohl nicht ganz zu vermeiden. Im Grunde kann ich dort weitermachen, wo ich in Hamburg auf Kampnagel aufgehört habe – das heißt, ich werde Stücke für die Jugendlichen schreiben und noch weniger pädagogisch sein.

Fragen: Henning Bleyl