kabinenpredigt
: Die neue Britta

Sie ist wieder geschwommen an diesem Wochenende. Britta Steffen war der umjubelte Star bei den Schwimmspielen auf der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum, die unter Federführung ihrer Vorgängerin als Schwimmstar, Franziska van Almsick, stattfanden. Und wieder hat unsere Berliner Schnellschwimmerin einen Rekord aufgestellt. Es war zwar kein Weltrekord wie vor gut einer Woche bei der Europameisterschaft in Budapest, es war lediglich eine neue deutsche Bestzeit über die 100 Meter Freistil auf der Kurzbahn – aber immerhin. Sie ist derzeit nicht aufzuhalten. Im Becken nicht – und daneben auch nicht.

Das hat auch ihr Verein zu spüren bekommen, die SG Neukölln. Der Club hat nämlich so gut wie keinen Zugriff mehr auf seine Vorzeigeathletin. Britta Steffen ist seit anderthalb Wochen ein Star – seit einer Woche hat sie eine Managerin. Und die hat jetzt das Sagen. „So ist das wohl“, stellte Jochen Hanz fest. Der junge Mann war auch einmal als Schwimmer für die SG Neukölln unterwegs. Seit gut einem Jahr kümmert er sich um die Öffentlichkeitsarbeit des „Olympia-Teams Peking 2008“. Das ist eine Athletengruppe des Vereins, die aus sieben Sportlern besteht, die sich berechtigte Hoffnungen machen dürfen, in zwei Jahren um Olympische Medaillen zu kämpfen. Die Gruppe hat sich gebildet, um Sponsorengelder einzuwerben, Geld aufzutreiben beispielsweise für teure Trainingslager. So etwas ist nicht unüblich für Clubs, die sich dem Leistungssport verpflichtet fühlen.

Wie sehr sich Britta Steffen ihrem Verein verpflichtet fühlt, wird sich noch zeigen. Das Team Peking hat sie in kaum einem ihrer Interviews, die sie mittlerweile gegeben hat, erwähnt. Überhaupt gibt sie nur noch wenige Interviews. Ob sie das nicht will, weiß man nicht. Ihre Managerin jedenfalls will es nicht. Noch vor ein paar Monaten, als in Berlin der Kurzbahn-Weltcup stattgefunden hat, wäre es noch kein Problem gewesen, ein paar Worte mit der schon damals alles andere als schlechten Schwimmerin zu reden. Jetzt ist Britta Steffen ein Star, jetzt ist sie anders.

ANDREAS RÜTTENAUER