Wie ein schnüffelndes Tier, stets in Sorge, die Fährte zu verlieren, so führt uns die Kamera durch ein dunkles, düsteres und geducktes Labyrinth aus Gängen und Gewölben, um uns schließlich auf eine leblose Gestalt zu stoßen, die im letzten Winkel, einem Verlies gleich, verlassen daliegt. Eine andere Gestalt verlässt die Wohnung und macht ihre spärlichen Einkäufe, die sie in einer Netztasche verstaut. Auf dem Rückweg begleiten wir sie durch dieselben Gemäuer, wo jeder Mensch geduckt geht, als würde der inquisitorische Geist mittelalterlicher Gnadenlosigkeit noch heute ungebrochen lasten. Lars von Trier lässt mit diesem Einstieg keine Zweifel aufkommen: er wird ins Tiefste gehen, sicher auch ins Höchste, und – wie auch schon der Titel „Nymph()maniac“ verheißt – er wird sich einer der Kräfte annehmen, die Menschen ihre Kontrolle verlieren lässt, die sie zu Getriebenen macht, ausweglos, schutzlos, verletzt und hingeworfen wie eine erlegte Beute, niedergestreckt von den eigenen Kräften. Lars von Trier hält sich zurück mit Aussagen über diese exzessive Art von Sexualität; er lässt die Lust Lust sein, und die zeigt uns dafür ihre vielen Gesichter. In 13 Kinos