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: Endlich! Es wird wieder Geschichte geschrieben

Das erste Rindvieh der Saison ist ein Brasilianer, der Shooting-Star kommt vom FC Schwalmstadt und die Kleinen sind ganz groß

So ganz sicher waren wir uns nicht, ob wir uns wirklich freuen sollen auf den ersten Spieltag der neuen Bundesligasaison. Im Jahr der großen WM im eigenen Land wirkt der heimische Ligabetrieb schließlich noch viel normaler als sonst. Statt Zidanes Kopfstoß ein Handspiel des Aachener Torwarts Kristian Nicht außerhalb seines Strafraums – selbst Rote Karten wirken in Deutschlands höchster Fußballliga irgendwie grau. Nein, wir hatten uns nicht allzu viel versprochen von der Ligapremiere, die wir trotzdem auf Arena verfolgt haben.

Es hat dann doch nur 90 Minuten gedauert, bis sie uns wieder in ihren Bann geschlagen hatte, die Liga. Sie ist doch unser bestes Stück. Und als wir alles, was Arena, das Erste, DSF und die Sonntagszeitungen zum Thema Ligastart zusammengetragen haben, gesehen bzw. gelesen hatten, konnten wir uns schon nicht mehr vorstellen, dass wir es so lange ohne unsere Bundesliga ausgehalten haben. Einen ersten ganz großen Trend durften wir schon zu Beginn der Saison erkennen: Die Kleinen sind ganz groß in dieser Saison, lautet er. Nürnberg steht an der Tabellenspitze, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld haben auswärts bei selbst ernannten Meisterschaftskandidaten Punkte geholt. Mainz gelang zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins ein Sieg am ersten Spieltag der ersten Liga. Die Rheinhessen haben sich mit dem 2:1 gegen Bochum gleich zu Beginn der Saison auf einen einstelligen Tabellenplatz katapultiert. Wow!

Den ersten Shooting-Star der 44. Bundesligaspielzeit konnten wir ebenfalls bejubeln. Es ist ein junger Mann namens Tobias Damm. Der hat in der vergangenen Saison insgesamt sieben Minuten in der Bundesliga gespielt. Nach seinem Tor zum 1:0 gilt der 22-Jährige vielen schon als neuer Stern am deutschen Sturmhimmel. Die ersten Homestorys über den nach seinem Treffer natürlich „Sprachlosen“ werden bald zu sehen sein. Dann werden wir ganz genau wissen, wo das Örtchen Schwalmstadt liegt, bei dessen FC der gute Damm bis zum Jahr 2005 gespielt hat.

Sogar das erste ganz große Bundesligarindvieh gibt es schon. Der Schalker Brasilianer Lincoln scheiterte mit seinem Schüsschen vom Elfmeterpunkt am Frankfurter Torwart Markus Pröll, der seinerseits auch nur um ein Haar am Titel des Deppen der Nation verbeigeschrammt ist, hatte er es doch zugelassen, dass ihm ebenjenes Rindvieh Lincoln den sicher glaubten Ball aus den behandschuhten Händen kickt. Doch Rindvieh bleibt Rindvieh: Lincoln versprang der Ball umgehend und kullerte ins Aus. Der Zauberfüßler war endgültig zum Paarhufer des ersten Spieltags verkommen. Was für eine Story!

Dass die Bayern überzeugen konnten, obwohl niemand damit rechnen wollte, stört uns da nicht weiter. ANDREAS RÜTTENAUER