Stromkonzerne wollen Preise erhöhen

Eon und RWE verweisen vor der Preisaufsicht auf gestiegene Kosten für Stromeinkauf und die Mehrwertsteuererhöhung. Allerdings ist noch nicht klar, wie teuer der Strom wirklich wird. Bei EnBW und Vattenfall soll erst mal alles bleiben, wie es ist

VON STEPHAN KOSCH

Strom könnte im kommenden Jahr teurer werden, zumindest für Kunden der beiden größten deutschen Konzerne RWE und Eon. Beide Unternehmen kündigten an, dass sie bei den zuständigen Länderbehörden einen Antrag auf „Anpassung“ der Strompreise ab dem kommenden Jahr stellen wollen. Diese Anträge müssen bis morgen bei den Ländern eingegangen sein. Wie hoch die Preiserhöhung ausfällt, ist aber noch nicht klar.

Die Stromkonzerne, genauer die für die Versorgung in den einzelnen Bundesländern zuständigen Tochterfirmen, müssen sich mögliche Tariferhöhungen für den Haushaltskunden von den Kontrollbehörden der Länder genehmigen lassen. „Wir werden Anträge stellen“, sagte Guido Knott, Sprecher der Eon-Energie AG gestern der taz. „Darin werden auch die gestiegenen Bezugspreise für Strom und die Mehrwertsteuererhöhung eine Rolle spielen.“ Ähnlich hatte sich auch RWE bereits in der vergangenen Woche geäußert.

Eine Meldung der Berliner Zeitung, wonach die Preiserhöhung sechs Prozent betragen wird, wollte Knott aber nicht bestätigen. Denn noch im Laufe des Monats werde die Bundesnetzagentur entscheiden, wie hoch die Tarife für den Stromtransport über die Mittel- und Niederspannungsnetze sein dürfen. Voraussichtlich wird die Netzagentur, die den Konzernen bereits Preiskürzungen von bis zu 18 Prozent in ihrem Hochspannungsnetz verordnet hatte, auch den Stromtransport auf den unteren Ebenen billiger machen. Die gesamten Netzentgelte machen rund 30 Prozent des Strompreises für den Verbraucher aus.

Die Frage ist aber, ob der Strom für den Privatkunden am Ende tatsächlich billiger wird. Denn Eon und RWE verweisen auf die gestiegenen Handelspreise an der Leipziger Strombörse. In der Tat kostete dort Strom, der im kommenden Frühjahr geliefert werden soll, knapp 46 Euro pro Megawattstunde. Vor einem Jahr lag der Preis noch unter 40 Euro. Hinzu kommt die Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte, die ab dem kommenden Jahr fällig wird.

Weil RWE und Eon diese Kosten weitergeben wollen, müssen bis Dienstag entsprechende Anträge abgegeben werden. Noch bleibt in dem Antrag aber beim konkreten neuen Strompreis eine Lücke. Diese kann erst dann geschlossen werden, wenn die Netzagentur ihre Entscheidungen getroffen hat. Eon-Energie-Sprecher Knott schließt aber definitiv aus, dass sich das Unternehmen die voraussichtlich aufgezwungenen Preissenkungen auf der Netzebene über eine Strompreiserhöhung wieder holen wollen.

Die anderen beiden großen Stromkonzerne, EnBW und Vattenfall Europe, wollen ihre Preise zunächst stabil halten. EnBW hatte zum 1. Juli seine Preise um 4,5 Prozent erhöht und plant zur Zeit keine weiteren Schritte. Auch Vattenfall will die Preise bis Mitte des nächsten Jahres unverändert lassen. Allerdings werde die Mehrwertsteuererhöhung ab Januar an die Kunden weitergegeben, sagte ein Sprecher der taz.

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