Kein Einfluss, weniger Geld

LOHNGEFÄLLE Die Bundesvorsitzende der Linkspartei erklärt, warum „Armut weiblich“ ist

■ ist Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Bundesvorsitzende der Partei Die Linke Foto: privat

taz: Frau Lötzsch, warum werden Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt?

Gesine Lötzsch: Das liegt daran, dass Frauen viel schlechtere Möglichkeiten haben, sich in politische Prozesse einzubringen. So haben sie viel weniger Einfluss in der Gesellschaft.

Haben denn all die Gleichstellungsgesetze nichts gebracht?

Beim Volksentscheid in Hamburg hat man es gesehen: Artikulieren können sich vor allem die, die entsprechende finanzielle Mittel haben. Man braucht Zeit und Geld, um sich politisch betätigen zu können. Hier sind die Möglichkeiten von Frauen beschränkt.

Eine Abwärtsspirale?

Frauen müssen viel öfter von prekären Jobs leben. Der Niedriglohnsektor ist von Rot-Grün stark ausgeweitet worden. Und wer sich mit mehreren schlecht bezahlten Jobs über Wasser hält, der ist zurückhaltender, wenn es um politische Einflussnahme geht. Da gibt es einen direkten Zusammenhang.

Was wollen Sie dagegen tun, dass der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ verletzt wird?

Der Gesetzgeber könnte schon mit der Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn einen ersten Schritt gehen.

Die Linkspartei ist in einigen Ländern seit Jahren an der Regierung beteiligt. Welchen Beitrag haben Sie geleistet?

In Berlin und Brandenburg kommen Vergabegesetze, in denen viele Anforderungen formuliert sind, die sicherstellen, dass die öffentliche Hand nur noch mit Unternehmen zusammenarbeitet, die auch Frauen fair und gleichberechtigt entlohnen.

Interview: Christian Jakob

„Armut ist weiblich“. Frauenpolitische Konferenz der Linkspartei. Ab 10 Uhr, DGB-Haus