Freistil mit Finesse

HIP-HOP Vom Freestyle-König zum Tom Waits des Hip-Hop: Der US-amerikanische Rapper Astronautalis überrascht mit unterschiedlichsten Skills

Von der Pike auf gelernt hat Charles Andrew Bothwell alias Astronautalis seinen Beruf: Erst hat der aus Seattle stammende Rapper einen Freestyle-Battle nach dem anderen für sich entschieden, ist dann beim größten US-Hip-Hop-Festival „Scribble Jam“ angetreten, hat 2003 schließlich sein Debüt „You and Yer Good Ideas“ selbst herausgegeben – und wurde prompt mit Beck verglichen. Vor allem, weil er nicht weniger gekonnt Indie-Rock, Elektro, Country, Folk und Talking Blues mit seinem an kongeniale Undergrund-Helden wie Aesop Rock oder Atmosphere erinnernden, Metaphern-reichen Rap amalgamiert hat. Sein zweites Album „The Mighty Ocean and Nine Dark Theaters“ ging 2006 sogar deutliche Schritte in Richtung, ja tatsächlich, sowas wie Shoegaze-Rap.

Zwei Jahre später schlüpfte er auf seinem aktuellen Album „Pomegranate“ schließlich in die unterschiedlichsten Kurzgeschichten-Charaktere – vom runtergekommenen Opium-Kurier bis zum adligen Bergsteiger. Und hat nicht nur wegen seiner Grabesstimme sogar Vergleiche mit Tom Waits provoziert. Saloon-Pianos, Streicher und Elektronik auf „Pomegranate“ erinnern dabei bisweilen an frühe „Portishead“.

Letztes Jahr war Astronautalis auch in Europa zu erleben: im Vorprogramm der kanadischen Indie-Pop-Zwillinge „Tegan & Sara“. Nun steht eine Kollaboration mit Rap-Kollege und Multiinstrumentalist P.O.S. an, deren Früchte Ende des Jahres in den Regalen stehen sollen.

Vorher ist der Frei- und Viel-Stil-Rapper noch mal im intimen Rahmen zu erleben: Im Goldenen Salon des Hafenklang präsentiert Astronautalis sein aktuelles Mixtape „Dancehallhornsound“ und liefert auf Stichwort-Zuruf Gedichtetes nur für den Moment. ROBERT MATTHIES

■ So, 29. 8., 22 Uhr, Hafenklang (Goldener Salon), Große Elbstraße 84