Klaus Möhle, jetzt SPDler
: Der rot-grüne Öko-Realo

■ hat eine bewegte politische Vergangenheit: Kommunistischer Bund Bremen, Öko-Anarcho, dann Grüner und nun SPDler. Foto: dpa

Bis vor einem Jahr war er Mitglied im grünen Fraktionsvorstand, diese Woche sagte ihm der Unterbezirk der SPD Bremen einen sicheren Listenplatz zu – Klaus Möhle ist so „rot-grün“, dass ihn sein Parteiwechsel nicht unglaubwürdig gemacht hat. „Ich war ein sozialdemokratisch angehauchter Grüner, jetzt bin ich ein grün angehauchter Sozi“, so erklärte er selbst seinen Übertritt zur SPD.

Möhle war im September 2009 bei den Grünen ausgetreten, nachdem er nicht mehr in den Fraktionsvorstand gewählt worden war. Noch während der Bundestagswahlen 2009 und 2005 hing das Foto mit seinem zotteligen Haarschopf auf Grünen-Plakaten in den Straßen Bremens – Möhle war Direktkandidat und stand bis zu seinem Austritt auf dem Nachrücker-Platz der Bundestagsliste der Grünen.

Sein wildes Outfit stammt aus der Zeit, in der er sich als Anführer von Besetzern einer Kleingarten-Kolonie gegen Baupläne wehrte, die der damalige grüne Stadtentwicklungs-Senator Ralf Fücks – wie Möhle alter Genosse des Kommunistischen Bund Westdeutschland – zu verantworten hatte. Für die Besetzer wurde ein Platz am Rande der Stadt freigemacht, wo ein „Ökodorf“ entstand. Möhle lebte dort noch als Bürgerschaftsabgeordneter jahrelang im Bauwagen.

„Einen geübten Wahlkämpfer kann die SPD gut brauchen“, so empfahl sich Möhle jetzt selbstbewusst. Die SPD begrüßte den Zuwachs von Seiten des grünen Koalitionspartners: „Die SPD hat Anfang der 80er Jahre das kritische libertäre Element, das Klaus Möhle verkörpert, leider verloren“, erklärte ihr Vorsitzender Björn Tschöpe. Heute würde so ein „Typ“ wie der „Genosse Klaus Möhle“ gut in die Partei passen.

Wegen seines Outfits galt Klaus Möhle vielen als Inbegriff des Ur-Grünen. Grünen-intern wurde er wegen seiner Positionen in der Wirtschaftspolitik aber schon länger als „SPD-nah“ etikettiert. Möhle verkörpert einen Politiker-Typen, der aus seiner persönlichen Auffassung keinen Hehl macht und selten vorab darauf schielt, was parteikonform und was nicht mehrheitsgängig sein könnte. Das lässt ihn nach außen authentisch erscheinen und macht ihn nach innen unbequem. KLAUS WOLSCHNER