Ganz geordnet abhängen

An der East Side Gallery wird der Park Spreeuferpromenade gebaut. Spielfelder, Liegewiesen und ein Uferweg entstehen, aber auch ein Platz samt Schiffsanleger des „hilfreichen“ US-Investors Anschutz

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für die Strandbar neben der Friedrichshainer Disco „Speicher“ geht die Saison ihrem Ende entgegen. Verantwortlich dafür ist keineswegs der ausklingende Sommer, sondern der Baubeginn für den kleinen Park „Spreeuferpromenade“ auf dem einstigen Mauerstreifen hinter der East Side Gallery. Gestern wurde die Neugestaltung des 500 Meter langen Grünzugs entlang der Mühlenstraße – zwischen Oberbaumbrücke und dem geplanten Kolpinghaus – eingeleitet: mit einem Spatenstich von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Franz Schulz (Grüne), Baustadtrat im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, und Kevin Murphy, Vizechef der Anschutz-Gruppe.

Anstatt der Strandbar sieht der 15.000 Quadratmeter große Park einen Sandplatz mit Rängen für Balltreter oder Volleyballer vor. Daran schließt sich die eigentliche Parkanlage an, mit dem erhaltenen DDR-Grenzkontrollweg entlang der rückwärtigen East Side Gallery. Angrenzend an den Weg entsteht eine Liegewiese, die an einer Uferpromenade am Wasser endet.

Unterbrochen wird der Parkstreifen in der Mitte von einem Platz, der der Anschutz Entertainment Group gehört. Anschutz will das Stadtquartier am Ostbahnhof samt Mehrzweck-Arena entwickeln. Der US-Investor plant zudem am Fuß des Platzes eine Schiffsanlegestelle.

Für den Platz, an dem auch der Parkzugang sein wird, hat das Land auf Wunsch des Investors ein 20 Meter langes Mauersegment aus der Gallery entfernt. Anschutz stellte Berlin im Gegenzug sein kleines Parkgrundstück zu Verfügung. Versüßt – oder besser gesagt, ein wenig geschmiert – hat die US-Gruppe das Geschäft mit dem Land außerdem. 2,5 Millionen Euro stellte Anschutz dem Land und dem Bezirk zur Verfügung, damit diese die anderen Grundstücke auf dem Parkareal überhaupt erst erwerben konnten.

Junge-Reyer und Baustadtrat Schulz ließen gestern keine Zweifel aufkommen, dass dies alles seine Ordnung hat. Die Zwischennutzer müssten – leider – weichen, sagte Junge-Reyer. „Mit diesem Park kommen wir dem Ziel des Landes, die Spreeufer öffentlich und erlebbar zu machen, wieder ein gutes Stück näher.“ Insbesondere das geplante Quartier gegenüber werde von dem Grünzug profitieren.

Schulz erinnerte daran, dass es nur mit Hilfe der Public-Private-Partnership von Anschutz und Land gelungen sei, die Grundstücke zu erwerben. Schulz: „Der Bezirk besitzt damit eine weiter hochattraktive grüne Lunge an der Spree.“

700.000 Euro kostet der Park, der im August kommenden Jahres fertig sein soll. Ob das klappt, ist unsicher: Schulz sagte, dass im Boden noch Mauerreste und andere Grenz-Altlasten verborgen sein könnten, die entfernt werden müssten. Danach plant Berlin den Spree-Park nach Westen zu erweitern. Dort liegen weitere „Minen“: in Form von Strandbars, Theater und Klubs als Zwischennutzern, die jetzt schon Widerstand ankündigten.