als aufseher im museum von EUGEN EGNER
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Vor einigen Jahren arbeitete ich als Mönch, nein, als Mops, Entschuldigung, als Aufseher beim Museum. Ich trug eine museumsreife Uniform und hatte aufzupassen, dass in den Ausstellungsräumen nichts weg- beziehungsweise hinzukam. Insbesondere musste ständig der Pächter des Museums-Cafés daran gehindert werden, seine mit unbeschreiblichen Dingen gefüllte Glasvitrine in der Nazarener-Abteilung aufzustellen. Es waren himmelschreiende Objekte darin, die Titel trugen wie „Rektal vivat“, „Feudalgreuel“, „Gamla mök“ oder „Heydrich hat schon wieder sein kurzes Röckchen an, man kann alles sehen“. Der Mann behauptete, alles, was er in der Vitrine zeige, sei dem Hüftleiden der Museumsdirektorin nachgebildet.

Doch auch andere Dinge prägten meinen Arbeitsalltag. So fand sich eines Tages völlig unverhofft ein Leihgeber ein und brachte ein hübsches neues Fliegengestell. „Seht das hübsche Fliegengestell!“, rief ich. In der Tat hatte ich schon immer eine Schwäche für längliche Dinge gehabt, ob mit Klumpen daran oder auch nicht. Diese Schwäche rührte noch von meiner Zeit bei den Indianern her. Das hübsche Fliegengestell erinnerte mich an die Zelte, die wir damals gehabt hatten und die immer so leicht zusammengebrochen waren. Deshalb erkundige ich mich beim Leihgeber nach der Standfestigkeit des Fliegengestells, ein unerwünschtes Zusammenklappen von Indianerzelten mit den Mundwinkeln nachahmend.

Der Leihgeber rüttelte an den Stäben und dröhnte: „Da können Sie gebarlachte Kilowäsche dranhängen! Sogar nach elf!“ Das musste ich unbedingt der Museumsdirektorin erzählen, bevor sie es aus der Presse erfuhr. Ich riss dem Leihgeber das Fliegengestell aus der Hand und lief damit zur Dienstwohnung der Direktorin.

Die Tür stand offen, aus einem der Zimmer rief die Stimme meiner Chefin: „Kommen Sie herein, sehen Sie sich mit mir diesen Film an! Er handelt davon, wie die Texas Rangers die Zeit zurückdrehen.“ Das konnte ich aber auf keinen Fall, denn ich war im Dienst. „So kommen Sie doch“, lockte die Direktorin, „die Brillanz des Bildes ist von hoher Qualität!“ Nicht mit mir! Ich blieb unnachgiebig wie fünf Stück. Mit lauter Stimme begann ich meinen Vortrag über das Fliegengestell und zeigte sogar mit dem Finger auf das Objekt. Aus der Wohnung kam als Antwort: „Von Haus aus habe ich eine Vorliebe für verdrehte Dreiecke und Propeller.“ – „Hat das mit Ihrer Zeit bei den Indianern zu tun?“, fragte ich. „Quatsch“, wurde ich schroff belehrt, „ich war nie bei den Indianern.“

Das reicht mir. Wenn sie nie bei den Indianern war, wollte ich lieber gehen. Das Fliegengestell schmiss ich enttäuscht in die Wohnung. Es war eine typische Reaktion auf eine typische Situation. Und ich rief auch etwas. „Ich geh nach Hause“, das waren genau meine Worte. „Ja, geh nur“, rief es von drinnen, „ich bin schon da und sitz auf deinem Lieblingsbecherchen!“ Und da sitzt sie heute noch.

Nachtrag: Um 15.43 Uhr kommt mein neues Gehirn mit dem Sonderzug! Zu diesem Anlass gibt die Deutsche Bundespost sogar eine Sondermarke heraus! Geneigter Leser, fahren Sie mich bitte sofort zum Postamt, nein, zuerst zum Bahnhof!