ANJA MAIER ÜBER DAS AUSLAUFEN DER EDATHY-AFFÄRE
: Nach dem Knall

Verdammt, hat das gekracht. Richtig finster war die Stimmung zuletzt in der Koalition. Aber jetzt soll es ja – angeblich – wieder aufwärtsgehen. Das Land will regiert werden, und zwar von Machern, nicht von Memmen. Also sehen alle an der Edathy-Affäre Beteiligten zu, dass wieder so etwas wie Frieden einzieht. Von Harmonie kann vorerst wohl nicht die Rede sein.

Die Affäre hat ihren Protagonisten viel abverlangt. Ausgestellte Gefühle, ganz viel missbrauchtes Vertrauen und jede Menge Mimimi. Anschließend heftige Bezichtigungen und öffentliche Reue. Das Schauspiel, das der interessierten Öffentlichkeit von der parlamentarischen Laientruppe dargeboten wurde, war jämmerlich. Es hat gezeigt, dass keiner der beteiligten Politikdarsteller in der Lage war, lösungsorientiert – also uneigennützig – auf eine Krise zu reagieren, die am Demokratieverständnis deutscher Parlamentarier zweifeln ließ. Nicht auszudenken, welche eitlen Fehler sie begehen könnten, ginge es um Kriegseinsätze oder die Eurokrise.

Ein Blick in das vor Pein verzerrte Gesicht von Thomas Oppermann, der sich am Mittwoch vor größtmöglichem Presseaufgebot bei der CSU-Plaudertasche Hans-Peter Friedrich entschuldigen musste, genügte, um zu verstehen: Die spinnen, die Koalitionäre. Es hätte kaum verwundert, wenn während dieses Kotaus Horst Seehofer von hinten herangetreten wäre, um Oppermann mit einem Tritt in die Knie zu zwingen.

Aber dieser Tritt kommt noch, keine Sorge. Die Sozis werden in den nächsten dreieinhalb Jahren vor der CSU auf der Hut sein müssen.

Was jetzt noch folgt, ist der Schlussakt. Die Koalitionäre im Kabinett werden beruhigende Bilder produzieren: gemeinsame Fahrstuhlfahrten, Oberarmklopfer, derlei. Weitaus schwieriger wird es für die Fraktionschefs. Ob Unions-Mann Volker Kauder und sein SPD-Kollege Thomas Oppermann wieder ein Paar werden, ist fraglich. Gerade musste der SPD-Mann seine Behauptung zurücknehmen, Kauder habe von ihm vorab jene Presseerklärung erhalten, die tags darauf zum Rücktritt von Friedrich führte. Schuld sei ein „Büroversehen“.

Dies ist nur einer von jenen Momenten, in denen doch wieder folgerichtig scheint, was die CSU gerade noch gefordert hatte: Oppermanns Rücktritt als Fraktionsvorsitzender.

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