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: Nazis als Königsmacher?

Es ist Kommunalwahlkampf in Niedersachsen. In 25 Tagen wird auch in Delmenhorst die neue Verwaltungsspitze gekürt. Dort, wo gerade ein Kaufangebot des Neonazi-Anwalts Jürgen Rieger für ein sanierungsbedürftiges Hotel die Immobilienpreise tüchtig ansteigen lässt.

Kommentar vonBenno Schirrmeister

Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, ob Geldsammelaktionen das geeignete Mittel sind, um dem unerträglichen Käufer zuvorzukommen. Auch lässt sich die Frage kontrovers erörtern, ob dessen Bewerbung nicht eine passende Quittung für verfehlte Kommunalpolitik ist. Wer bei der Kommunalwahl antritt, darf zu dem Vorgang alles sagen. Bloß nicht: Schweigen.

Sicher, schön ist es nicht, dass sich die Nazis 61 Jahre nach Kriegsende so einfach auf die Tagesordnung einer lokalpolitischen Debatte setzen können. Und dass sie darüber Einfluss auf den Ausgang der Wahlen ausüben, ist auch keine frohe Botschaft. Allerdings: Besorgnis erregender wäre es, wenn diejenigen honoriert würden, die dem Geschehen stumm zusehen. Wer nicht wenigstens ein Wort findet, um eine klare Trennlinie zu dem Geschmeiß zu ziehen, der hat im politischen Geschäft nichts verloren. Ob die DelmenhorsterInnen das den entsprechenden Kandidaten mit der gebotenen Deutlichkeit mitteilen? Wissen wir nicht. Aber die Chancen dafür stehen außerordentlich gut.