Der Weltraum zu Gast in Leer

JAZZ Mit Heliocentric Counterblast kommt der Nachlass des großen Sun Ra nach Ostfriesland

„Wenn das Universum ein helles Zentrum hat, bist du auf diesem Planeten am weitesten davon weg“

Luke Skywalker IN „Krieg der Sterne“

Nein, Leer ist kein Planet, sondern eine Kreisstadt im Ostfriesischen. Dass sie aber ab vom Schuss liege, um nicht zu sagen: hinter dem Mond – das sagen vor allem die, die es noch nie dort hingeschafft haben. Irgendwo hinter dem Saturn wurzelte wiederum die Inspiration des großen Sun Ra: Der 1993 in New York verstorbene, mit „Jazzer“ nur unzureichend bezeichnete Musiker schickte sein vielköpfiges „Arkestra“ immer wieder in bunten Fantasiekostümen auf phänomenale Weltraumreisen.

Zu acht, mithin geradezu karg besetzt, pflegen „Heliocentric Counterblast“ seinen Nachlass. Kathrin Lemke, Saxofonistin und Kopf des Ensembles, hält das kaum überschaubare Oeuvre des selbst ernannten Aliens für so einzigartig, dass es „wirklich mysteriös“ sei, wie wenig Sun Ra heute gespielt werde. In seiner Musik gebe es „einen Spirit, der unglaublich stark ist“, sagt sie, und dass dieser Geist auch wirke, „wenn man die Stücke selber spielt. Da überträgt sich etwas, das sich nicht erklären lässt“.

Ehe sie demnächst ihr zweites Album veröffentlichen und am 22. Mai – auf dem Saturn? – Sun Ras 100. Geburtstag begehen, gastieren Heliocentric Counterblast nun als jüngstes Highlight in der verdienstvollen Reihe „Jazz in Leer“. Eröffnet worden war diese Reihe 1992 vom dänischen Free-Jazz-Saxofonisten John Tchicai und dem Hamburger Bassisten und Theoretiker Peter Niklas Wilson – mit der „Music of Jelly Roll Morton“, dem Vaters des Jazz-Pianos also. Den hatte Tausendsassa Sun Ra selbstredend auch drauf.  ALDI

■ „Jazz in Leer“ Konzert #173: Donnerstag, 27. Februar, 20 Uhr, Kulturspeicher, Wilhelminengang 2