Betr.: Olga Timu

„Erst nach vierundzwanzig Stunden habe ich meine Tochter Jana zum ersten Mal gesehen. Ich habe nicht mitbekommen, wie sie rausgeholt wurde, wie sie auf die Welt kam – sie war von Anfang an wie ein fremdes Kind für mich. Ich habe innerlich zwar klar gewusst, dass sie meine Tochter ist, aber die Bindung war nie wirklich da. Dann habe ich die Entgiftung von den Drogen abgebrochen und Jana kam in eine Pflegefamilie. Ich habe keine eigene Wohnung gehabt, keine Mittel. Ich habe zwar Hilfe angeboten bekommen, aber ich habe damals alles abgelehnt. Ich wollte alles selber entscheiden. Damals vielleicht zu viel selber entschieden. Bei meiner zweiten Schwangerschaft – meinem Sohn Alexander – hatte ich dann keinen Beikonsum mehr. Ich war stabil substituiert auf einer niedrigen Dosis. Relativ niedrig. Ich war auf der Suche nach einer Wohnung, habe eine Therapie gemacht. Vor zwei Jahren habe ich dann den Kontakt zu Jana aufgebaut. Ihren Pflegeeltern wird bei allem Recht gegeben. Das Problem ist, dass ich immer die Schlechte bin, die, die alle Fehler gemacht hat. Erst mal waren es die Drogen, dann war es meine Situation – dass ihr nichts bieten konnte. Dass sie nun schon so lange bei ihnen ist, ist das andere. Jetzt ist es die Zeit, die gegen mich arbeitet. Damals habe ich einfach nicht gekämpft, ich habe mich nur betäubt, um alles zu vergessen“  Olga Timu