Mehdorn zur Landung gezwungen

BER Der Flughafenchef soll vor der nächsten Aufsichtsratssitzung im April klare Ansagen zu Kosten und Eröffnungstermin machen, fordert der Bund. Der Streit über die Sanierung der Nordbahn dauert an

Nach der Absage des geplanten Testbetriebs am neuen Hauptstadtflughafen steht Betreiberchef Hartmut Mehdorn unter Druck. Der Bund forderte am Freitag baldige Klarheit über die weiteren Planungen. Die Geschäftsführung müsse möglichst zur Aufsichtsratssitzung im April ein Konzept mit verbindlichen Aussagen etwa zum Zeithorizont und den Kosten vorlegen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums in Berlin. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nannte Mehdorns gescheitertes Vorhaben eine „Schnapsidee“ und forderte, dass Minister Alexander Dorbrindt (CSU) eingreift.

Mehdorn wollte eigentlich im Juli mit sechs Starts und Landungen einen Testbetrieb in einem Seitenflügel des neuen Terminals aufnehmen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass er den Plan aufgibt. Der Flughafenchef verwies in einer Erklärung an seine Mitarbeiter auf mangelnde Unterstützung im Aufsichtsrat.

Unterdessen gerät ein weiteres wichtiges Projekt des 71-Jährigen immer stärker unter Beschuss: die Sanierung der nördlichen Start-und-Lande-Bahn in Schönefeld. Der neue Flughafen soll die Piste vom benachbarten alten Flughafen übernehmen, sie muss aber saniert werden. Mehdorn will auch damit im Juli beginnen und die Maschinen vom alten Flughafen über die neue Südbahn des Hauptstadtflughafens schicken. Dort haben die Anwohner noch keinen ausreichenden Schallschutz, weshalb sich Brandenburg querlegt.

Es geht also um geltendes Recht und keineswegs um Nachforderungen“, verteidigte der Potsdamer Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider die Forderung, dass vor dem Start erst alle 4.000 betroffenen Haushalte Schallschutzfenster und Dämmungen erhalten sollen. Ein erfolgreicher Flughafen brauche den Frieden mit dem Umland, so Bretschneider.

Ein Beginn der Sanierung vor der Landtagswahl in Brandenburg im September ist nach dieser Vorgabe ausgeschlossen. Mehdorn hatte jedoch angekündigt, notfalls auch zu starten, wenn noch nicht alle Schallschutz haben. Das Infrastrukturministerium in Potsdam teilte am Freitag mit, bei der Entscheidung wolle man die Interessen der Anwohner und des Flughafens gegeneinander abwägen.

Mehdorns schlechter Stil

Der Linkspartei-Obmann im Bundestagsverkehrsausschuss, Herbert Behrens, forderte, dass Mehdorn einen anderen Stil an den Tag legt. „Bisher hat er in solchen Situationen immer jemanden rausgeschmissen, anstatt die Schuld bei sich selbst zu suchen.“ Dobrindts Sprecher sagte auf die Frage, wie das Ministerium die Arbeit Mehdorns beurteile: „Die Sachlage ist, der Flughafen hat noch nicht eröffnet.“ (dpa, taz)