Freunde des Mauerparks

Eine Anwohner-Initiative sammelt Ideen und Konzepte, um den Mauerpark zu erhalten und zu vergrößern

 Regelmäßige Treffen:

Jeden ersten Montag im Monat trifft sich der Verein im Mauerpark. Das nächste Treffen ist am Montag, 6. September 2010 ab 19 Uhr, direkt im Mauerpark, beim Mauersegler

(www.mauersegler-berlin.de)

 Im Internet:

mauerpark.info

 Bei Twitter:

twitter.com/mauerpark

 Fotos auf Flickr:

flickr.com/groups/mauerpark

Der Berliner Mauerpark ist ein wichtiger Anlaufpunkt im Berliner Nordosten. War er zu Mauerzeiten ein trister Todesstreifen, treffen dort heute die verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt aufeinander: Neben Flohmarkt und Karaoke, die zu einem Magneten für Berlintouristen geworden sind, finden sich hier auch Wiesen und Spielplätze für AnwohnerInnen oder Graffitiwände für Jugendliche.

Doch um das Idyll, das durch seine kreativen Zwischennutzungen lebt, rankt sich ein Interessenkonflikt: Auf der einen Seite steht die Immobiliengesellschaft Vivico Real Estate, die das Gelände verwerten möchte, und auf der anderen Seite AnwohnerInnen-Initiativen und Vereine wie die Freunde des Mauerparks, die den Park vergrößern und die jetzige Nutzung bewahren wollen. Um einen Kompromiss zu finden, von dem alle etwas haben, müssen allerdings beide Parteien gemeinsam anpacken: „Es bringt nichts, Gräben zu ziehen, wir müssen miteinander reden“, verdeutlichte Alexander Puell, Kommunikationsdesigner und Vorstandsmitglied des Vereins, in einem Gespräch mit der taz.

Seit 1998 setzt sich die Initiative für „mehr Grün in Berlin“ ein. Damals gründete der Ingenieur Bodo Schliefke gemeinsam mit anderen AnwohnerInnen des Falkplatzes den Freundeskreis Mauerpark, um die Pflanzen- und Nutzungsvielfalt zu erhalten. Hierfür begann die Initiative schon früh, zwischen Bezirkspolitik, Vivico und AnwohnerInnen zu vermitteln. 2005 gründete sich dann der Verein Freunde des Mauerparks, der momentan 25 aktive Mitglieder zählt.

Sie suchen zurzeit nach einer guten Lösung für den Park, welche die Freiräume erhalten und spätere Nutzungskonflikte vermeiden kann. Unter der Ägide der Grün Berlin GmbH und des Professors Gustav Lange, der bereits 1992 einen Entwurf für die Parknutzung erstellte, gibt es seit Juli eine Planungswerkstatt, in der Konzepte entwickelt werden. Eine der ersten konkreten Maßnahmen, auf die sich die TeilnehmerInnen verständigt haben, ist, die Verfahren des Grünflächen- und Bebauungsplans miteinander zu verbinden. „Der Mauerpark und seine Umgebung muss als Einheit gesehen werden, denn nur wenn es gelingt, eine Synergie zwischen dem bereits fertiggestellten Mauerpark, der dazu gewonnenen Grünfläche und den städtebaulichen Planungen zu erzielen, kann der Mauerpark seinen einzigartigen Charakter bewahren und in den nächsten Jahren weiter entfalten“, erläuterte Puell.

Erste Ergebnisse werden in einem öffentliche Treffen der Werkstatt Anfang November vorgestellt, auf dem sich mit den AnwohnerInnen und NutzerInnen rückgeschlossen werden soll. Die bisherige Besetzung der Arbeitsgremien sehen die Freunde des Mauerparks kritisch: „Wir wünschen uns, dass mehr Kinder, Jugendliche und Künstler an den Planungen beteiligt werden“, sagte Puell.

Ideen gibt es jedenfalls eine ganze Menge: Eine Gartenfläche für AnwohnerInnen nach Vorbild des Prinzessinnengartens in Kreuzberg, Experimentalflächen für kulturelle Nutzungen, ein Platzhaus mit betreuter Feuerstelle und Toiletten. Wichtig sei auch hier der Synergieeffekt: „Die Nutzungen sollen sich an alle richten und mehrere Funktionen erfüllen“, sagte Bernd Krüger, Landschaftsarchitekt, Vorstandsmitglied und seit sieben Jahren bei den Freunden aktiv. So favorisiere der Verein die Errichtung eines Fahrradhostels mit einer Werkstatt an der Bernauer Straße, das von Touristen und Jugendlichen gleichermaßen genutzt werden könne und als Paradebeispiel aller Welt zeigen könne, wie im Mauerpark wichtige Themen wie umweltverträglichen Tourismus und Berufsbildungsangebote für Jugendliche miteinander in Einklang gebracht werden könnten.

Richtig konkret sollen die Pläne ab Ende des Jahres werden. Dann soll die Grünflächenplanung fertig ausgearbeitet sein. Der Bebauungsplan soll, so hofft der Verein, bis 2012 fertiggestellt werden.

Neben der Entwicklung des Parks hat es sich der Verein zur Aufgabe erklärt, den Park durch ehrenamtliches Engagement instand zu halten: „Ich schneide hin und wieder die Hecken“, erzählte Krüger. Aber auch Müll zu sammeln oder sich um die Wasserversorgung der jungen Bäume zu kümmern gehöre dazu.

Außerdem setzt sich der Verein dafür ein, das Ansehen des Parks zu verbessern. Flogen früher in der Walpurgisnacht im Mauerpark traditionell Flaschen auf Polizisten und standen Autos in seinem Umfeld in Flammen, so brannten im letzten Jahr lediglich die Schweden-Feuer und die Grills auf dem AnwohnerInnenfest.

Für diese umfangreiche Arbeit ist der Verein auf junge und engagierte Kräfte angewiesen. So brauche der Verein vor allem HelferInnnen, die sich aktiv für den Park einsetzen wollen und sich für die Vielfalt des Parks interessierten. „Wir suchen den Dialog mit den Leute über das Internet“, sagte Puell. Auf der Fotoplattform Flickr finden sich tausende Fotos, via Twitter werden Neuigkeiten ausgetauscht und auf Facebook werden politische Dikussionen geführt. Jeden ersten Montag im Monat trifft sich der Verein in der analogen Welt – direkt im Mauerpark. LUKAS DUBRO